"Totaler Krieg"

US-Offizier wollte Massenmord an Muslimen proben

Ausland
12.05.2012 09:05
Das US-Verteidigungsministerium hat ein umstrittenes Planspiel für Soldaten mit fiktiven Vorgaben wie etwa Massenmorden an Muslimen abgesetzt. In der Präsentation eines Ausbilders am Joint Forces Staff College in Norfolk im Bundesstaat Virgina ist von einem "totalen Krieg" gegen Muslime und sogar von ihrer "Ausrottung" die Rede. Dies sei "notwendig", um die Amerikaner vor islamischen Terroristen zu schützen. Die Militärführung reagierte mit Entsetzen und strich den Kurs aus dem Lehrplan.

Zwar räumte der ausbildende Oberstleutnant Matthew A. Dooley während seines Vortrages vom vergangenen Sommer, der erst jetzt der Öffentlichkeit bekannt wurde, selbst ein, dass solche Überlegungen "in den Augen vieler, sowohl innerhalb der USA als auch außerhalb, nicht 'politisch korrekt'" seien. Dennoch führt er Möglichkeiten an, wonach etwa "Saudi-Arabien mit einer Hungersnot gedroht" und die heiligen Städte Mekka und Medina zerstört werden könnten.

Ausdrücklich werden die Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg sowie die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki als "Modell" erwähnt. Die Genfer Konvention sei angesichts des Vorgehens islamistischer Terroristen nicht mehr relevant, meinte der Offizier. "Dies würde erneut die Option eröffnen, den Krieg auf zivile Bevölkerung zu richten, wo immer dies notwendig ist", heißt es in der Präsentation, die vom US-Magazin "Wired" am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Wie das Magazin weiter berichtete, gebe es in US-Militärkreisen in den letzten Jahren eine Zunahme an selbst ernannten Antiterrorexperten, die Thesen verbreiten würden, wonach Amerikas Feind nicht primär Terrornetzwerke wie Al-Kaida seien, sondern der Islam selbst. Auch Dooley schlägt in seinem Vortrag solch extreme Töne an. In der Präsentation heißt es auch, die Vereinigten Staaten sollten "diese babarische Ideologie nicht länger tolerieren. Der Islam muss sich ändern, oder wir werden seine Selbstzerstörung einleiten".

"Gegen unsere Werte"
Generalstabschef Martin Dempsey verurteilte das Planspiel nach seinem Bekanntwerden auf das Schärfste. "Das war vollkommen verwerflich, gegen unsere Werte." Zudem sei ein solches Modell "akademisch unverantwortlich", sagte er. Er habe davon durch einen Studenten erfahren, der daran Anstoß genommen habe.

Von Oberstleutnant Dooley persönlich oder einem einer Vorgesetzten am College gab es keine Stellungnahme zu dem Bericht, wie "Wired" mitteilte. Ein Sprecher der Einrichtung betonte allerdings gegenüber dem Magazin, man werde weder Dooleys Rolle als Lehrender am Joint Forces Staff College noch seine Thesen diskutieren. Vorerst unterrichte er aber nicht mehr, wie ein Sprecher des Militärstabs der Nachrichtenagentur dpa mitteilte. Zudem werde untersucht, wie es dazu kommen konnte und wie solche Auswüchse vermieden werden könnten.

Leichenschändung und Koranverbrennung
In den vergangenen Monaten hatten US-Soldaten mehrere Skandale in Afghanistan ausgelöst. Unter anderem hatten Soldaten auf Fotos mit Leichen von Aufständischen posiert. Bereits im Jänner war ein Video aufgetaucht, auf dem US-Soldaten auf tote Taliban-Kämpfer urinierten. Im Februar waren auf einer US-Basis Koran-Exemplare verbrannt worden. Ein US-Soldat ist derzeit angeklagt, bei einem Massaker im März 17 afghanische Zivilisten ermordet zu haben.

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