Prozesstag 17

Schuhwurf auf Breivik im Gericht: “Fahr zur Hölle”

Ausland
11.05.2012 11:52
Beim Prozess zu den Anschlägen in Norwegen hat ein Zuschauer einen Schuh auf den Attentäter Anders Behring Breivik geworfen. "Du bist ein Mörder, fahr zur Hölle!", rief der Bruder eines der auf der Insel Utöya von Breivik getöteten Opfer am Freitag in Oslo. Ein Teil der Zuhörer applaudierte. Der Vorfall führte zu einer Unterbrechung des Prozesses.

Der Schuh traf jedoch nicht Breivik, sondern seine Anwältin Vibeke Hein Baera (zweites Bild), die zwischen dem Angeklagten und dem Publikum saß. Sicherheitsbeamte packten den Mann, der aus dem Irak stammt, nach dem Schuhwurf und führten ihn energisch aus dem Gerichtssaal. Bei dem Vorfall gab es allerdings nicht nur Applaus, einige Zuschauer begannen auch zu weinen.

"Soll auf mich werfen, nicht auf Anwältin"
"Glücklicherweise war es nur ein Schuh", sagte Hein Baera. Der Prozess wurde nach dem Vorfall einige Minuten unterbrochen. Breivik sagte nach der Wiederaufnahme des Verfahrens: "Wenn jemand etwas auf mich werfen will, dann soll er das tun, während ich rein- oder rausgehe - und nicht auf meine Anwältin." Es war der erste derartige Vorfall in dem Verfahren, das am 16. April begonnen hatte.

Am Freitag wurden im Gerichtssaal die letzten zwölf Obduktionsberichte der insgesamt 69 Todesopfer von Utöya verlesen. Gerichtsmedizinerin Sidsel Rogde zeigte anhand einer Puppe die tödlichen Schussverletzungen der Opfer. So sei eine 17-Jährige durch drei Kugeln in Kopf und Brust getötet worden, berichtete sie. Ein 21-Jähriger starb nach ihren Worten durch einen einzigen Kopfschuss.

"Ging zurück und trat nach ihr"
Erst am Donnerstag, dem 16. Prozesstag, hatte ein Überlebender des Utöya-Massakers mit seinen Aussagen die anwesenden Angehörigen der ermordeten Jugendlichen im Gerichtssaal schockiert. Dem 20-jährigen Mohammed Abdulhaman zufolge soll Breivik nicht nur auf seine Opfer geschossen, sondern nach ihrem Tod auch noch nach ihnen getreten haben.

"Ich schaute zum Fenster hinaus, da kam ein Mädchen und lief auf den Mann zu, der wie ein Polizist aussah, und fragte: 'Was ist in Oslo passiert?' Da erschoss er sie. Er ging kurz weg, dann ging er zurück und trat nach ihr. Er nahm eine andere Waffe und schoss noch einmal", so Abdulhaman im Zeugenstand. Mit der Aussage des Zeugen nicht einverstanden, wandte sich Breivik nach der Befragung des 20-Jährigen direkt ans Gericht und gab zu Protokoll, er habe auf der Insel niemanden berührt.

"Grausam, aber notwendig"
Breivik hatte am 22. Juli 2011 zunächst im Osloer Regierungsviertel mit einer Autobombe acht Menschen getötet, bevor er in einem Jugendlager der regierenden Arbeiterpartei auf Utöya 69 Menschen tötete. Der 33-Jährige ist geständig, plädiert aber auf nicht schuldig. Seinen Angaben zufolge waren die blutigen Anschläge "grausam, aber notwendig", um Norwegen vor einer angeblich drohenden "muslimischen Invasion" zu retten.

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