Drama bei Demo-Flug

“Superjet” an Berg zerschellt: Keine Überlebenden

Ausland
10.05.2012 14:29
Einen Tag nach dem Absturz des Superjet 100 am Mittwoch ist es traurige Gewissheit: Keiner der rund 50 Insassen hat das Unglück in der Bergregion südlich der indonesischen Hauptstadt Jakarta überlebt. Während eines Demonstrationsflugs über Indonesien war das russische Flugzeug plötzlich von den Radarschirmen verschwunden. Ein Hubschrauber fand den Unglücksjet an einem Berghang in etwa 1.800 Meter Höhe südlich der Hauptstadt Jakarta.

"Wir sind zum Unglücksort gelangt", sagte ein Sprecher der nationalen Rettungsbehörde am Donnerstag. "Wir haben Leichen gefunden, können aber nicht sagen, wie viele." Überlebende seien nicht gefunden worden. Die Helfer bereiten sich nun darauf vor, die Toten für die Bergung am Freitag vorzubereiten.

In der Maschine befanden sich unterschiedlichen Angaben zufolge zwischen 46 und 50 Insassen. Nach Angaben des indonesischen Vertreters der Superjet-Firma Suchoi, Trimarga Rekatama, waren neben Indonesiern acht Russen, ein Franzose und ein US-Bürger an Bord.

Die zweistrahlige Maschine zerschellte offenbar 50 Minuten nach dem Start mit voller Geschwindigkeit am Vulkan Mount Salak, wo zum Zeitpunkt des Unglücks schlechtes Wetter herrschte. Erst Donnerstag früh entdeckte ein Hubschrauberpilot das Wrack mit dem Suchoi-Logo in 1.800 Meter Höhe. Luftaufnahmen zeigten Wrackteile zwischen Bäumen und Felsen an einem steilen Abhang. Dies lasse darauf schließen, dass das Flugzeug den Berg mit voller Wucht rammte.

Verzweifelte Angehörige geben DNA-Proben ab
Am Flughafen Halim im Osten von Jakarta, von wo die Maschine gestartet war, versammelten sich verzweifelte, weinende Angehörige. Sie ließen sich DNA-Proben für die Identifizierung der Toten entnehmen.

Russland leitete bereits strafrechtliche Ermittlungen ein. Es gebe Indizien, die auf eine Verletzung der Sicherheitsvorschriften hindeuteten, teilte das Ermittlungskomitee mit. Man werde die Vorbereitung der Besatzung und den Zustand des Flugzeugs überprüfen.

"Wissen nicht, was passiert ist"
"Wir wissen nicht, was passiert ist", sagte der Chef der indonesischen Luftfahrtbehörde, Herry Bakti Singoyudha, zum Hergang des Unglücks. Das Flugzeug sei in der Gegend des Vulkans plötzlich vom Radarschirm verschwunden, ergänzte er. Es handelte sich um eine neue Maschine mit hochmoderner Technik an Bord. Der Pilot hatte in seinem letzten Funkspruch - zwölf Minuten nach dem Start - um Erlaubnis gebeten, die Flughöhe verlassen und auf 1.800 Meter sinken zu dürfen. Gründe für das Manöver nannte die indonesische Flugwacht nicht.

Der Hoffnungsträger der russischen Luftfahrtindustrie befand sich am Mittwoch auf einem Demonstrationsflug, bei dem der neu entwickelte Flugzeugtyp Luftfahrtverantwortlichen vorgeführt werden sollte. Nach Angaben des indonesischen Verkehrsministeriums sollte sie einige Runden in der Hauptstadtregion drehen und dann wieder auf dem Flughafen von Jakarta landen.

Aufnahmen kurz vor dem Start (siehe Diashow in der Infobox) zeigen die beiden Testpiloten noch mit indonesischen Stewardessen scherzend und bei den Vorbereitungen im Cockpit des Mittelstreckenfliegers.

Flugzeugbauer auf Werbetour in Asien
Der Flugzeugbauer Suchoi befindet sich nach Angaben der russischen Botschaft in Jakarta derzeit auf einer Werbetour in Asien. Auf dem Superjet 100 ruhen die Hoffnungen der russischen Luftfahrtindustrie, er ist das erste Passagierflugzeug, das in Russland seit dem Zerfall der Sowjetunion entwickelt wurde. Das Flugzeug bietet rund hundert Passagieren Platz und kann somit als Regionaljet eingesetzt werden.

Moskau hat mit der Maschine jedenfalls ehrgeizige Pläne. So soll der in Kooperation mit Boeing sowie europäischen Firmen entwickelte Superjet auf dem Weltmarkt den kanadischen Branchenriesen Bombardier und dem brasilianischen Flugzeugbauer Embraer Konkurrenz machen.

Triebwerksprobleme verzögerten Auslieferung
Suchoi, das bisher nur Kampfflugzeuge produzierte, liegt mit dem Superjet jedoch bereits mehr als ein Jahr hinter dem ursprünglichen Zeitplan. Erst Ende Februar hatte das neue Passagierflugzeug die Zulassung für die Europäische Union erhalten. Suchoi kann den Superjet damit in alle EU-Staaten sowie weitere Länder verkaufen, welche die EASA-Normen anwenden. Doch Triebwerksprobleme hatten die Auslieferung des Fliegers bislang verzögert.

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