Zentralmatura

14.400 Schüler wagten den ersten Versuch

Österreich
08.05.2012 12:10
14.400 AHS-Schüler haben ihre Klausuren im Rahmen eines Schulversuchs heuer bereits als Zentralmatura geschrieben. Dabei werden die Aufgaben nicht vom Klassenlehrer, sondern eben "zentral und einheitlich" erstellt und vom Lehrer nach einem vorgegebenen Schlüssel ausgewertet. Am Amerlinggymnasium in Wien-Mariahilf hat man am Montag den Ernstfall im Fach Englisch geprobt.

In zwei Jahren werden dann nahezu alle österreichischen Schüler am selben Tag dieselben Klausuraufgaben in Deutsch, Mathematik und den Fremdsprachen lösen müssen. Lediglich den Schülern an den berufsbildenden höheren Schulen wurde noch eine Frist bis 2015 gewährt.

"Kein Grund zum Fürchten"
Zumindest in Englisch, wo seit dem Schuljahr 2007/08 Schulversuche durchgeführt werden, sei die neue Art der Prüfung aber kein Grund zum Fürchten, ist Englischlehrerin Gabriele Köstinger überzeugt. Immerhin seien die Jugendlichen die gesamte Oberstufe hindurch auf die neuen Frageformate vorbereitet worden. "Unsere Schularbeiten waren in dieser Art aufgebaut, das System ist bekannt", sagte sie.

Auch im Vergleich zur bisherigen Reifeprüfung sieht ihre Kollegin Ursula Pucher keine großen Änderungen. "Ich glaube nicht, dass es schwieriger geworden ist für die Schüler. Vielleicht für uns Lehrer, weil wir so viele Zettel haben, von denen wir ganz genau vorlesen müssen, standardisiert. Und dass wir die Schüler bei der Begrüßung per Sie ansprechen müssen, ist ganz neu."

Direktorin Regina Niedermayer sieht Vorteile für Schüler und Lehrer: "Fast alle AHS in Wien nehmen an den Schulversuchen teil, weil es auch einfacher ist. Die Hörverständnistexte selber zu erstellen, ist ein großer Aufwand für die Lehrerinnen und Lehrer, das ist also eine Erleichterung. Und damit haben wirklich alle dieselben Aufgaben."

Schüler sehen Englisch-Zentralmatura relativ gelassen
Die Schüler des Amerlinggymnasiums sehen die Prüfung gelassen. Immerhin kennen sie die benutzten Formate seit Jahren. "Wenn die Lehrer die Fragen stellen, dann hat man es halt öfter durchgeübt im Unterricht", meint Anja Stany. "Aber eigentlich war kein großer Unterschied."

Auch Maturantin Antonia Mayer glaubt nicht, dass die Englisch-Reifeprüfung mit zentral erstellten Fragen schwieriger ist. Auf die Lese- und Hörverständnisaufgaben seien die Schüler bereits "die ganze Zeit" vorbereitet worden, "und das kommt dann auch so, wie man das geübt hat". Eine Einschränkung macht die Schülerin allerdings: "Das Wichtigste ist, dass der Text, also das Kreativschreiben, noch von den Lehrern vorgegeben ist."

Das wird sich allerdings ändern, wenn 2014 bzw. 2015 die Zentralmatura Pflicht für alle Maturanten wird. Am Amerlinggymnasium haben - wie an vielen am Schulversuch teilnehmenden AHS - schrittweise zentral erstellte Aufgaben die der Klassenlehrer ersetzt. In diesem Jahr stammen drei der vier Prüfungsteile - Hör-und Leseverständnis sowie Sprachverwendung im Kontext - vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie), das für die Zentralmatura verantwortlich ist. Künftig wird auch der Aufgabenteil "Schreiben" zentral vorgegeben.

Probleme bei anderen Fächern geortet
Die Vorbereitung auf die Umstellung durch das Bifie ist für Pucher "in Ordnung" - allerdings nur in Englisch. In ihrem Zweitfach Französisch, bei dem am Amerlinggymnasium ebenfalls der Zentralmatura-Schulversuch durchgeführt wird, sieht sie hingegen Mängel. Es gebe für den Prüfungsteil Sprachverwendung im Kontext "fast keine Übungen" vom Bifie und auch keine Lehrbücher, kritisiert sie. "Es gibt ein einziges Lehrbuch, mit dem man einigermaßen üben könnte."

Große Skepsis bei Mathematik
Skepsis kommt von den Schülern, wenn es um die Zentralmatura beim Fach Mathematik geht. Hier gibt es heuer die ersten Schulversuche an einigen wenigen Standorten. Schüler-, Lehrer- und Elternvertreter haben wegen angeblich mangelnder Vorbereitung wiederholt eine Verschiebung des Starttermins an den AHS gefordert.

Anja Stany etwa glaubt, dass eine österreichweit einheitliche Mathematikmatura eine Erschwernis bringt - immerhin würden die Mathe-Lehrer die Aufgaben "schon immer auf das Niveau der Klasse abstimmen". Auch Antonia Mayer ist skeptisch. "Das wäre dann vielleicht doch etwas anderes, weil man doch immer mit den Lehrern ein bisschen bespricht, was man mehr lernen sollte."

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