Jubel und Hoffnung

“Sarko, c’est fini” – Paris feiert Francois Hollande

Ausland
07.05.2012 07:36
Jubel, Nostalgie und Hoffnung auf den politischen Neuanfang: Auf dem symbolträchtigen Pariser Bastille-Platz lag sich Frankreichs Linke am Sonntagabend jubelnd und ausgelassen in den Armen. Nach dem politischen Linksrutsch durch den Wahlsieg des Sozialisten Francois Hollande gab es kein Halten mehr. In Autokorsos, per Bus, Bahn oder auch zu Fuß zog es Zehntausende zu dem Platz, an dem die Linke einst auch enthusiastisch den Wahlsieg eines anderen Francois gefeiert hatte: den von Hollandes großem Vorbild Francois Mitterrand.

Polit-Veteranen aus dieser Ära - wie der einstige Kulturminister Jack Lang - konnten ihre Begeisterung kaum in Worte fassen. "Ich spüre unbeschreibliche Glücksgefühle", brachte er nur gerührt heraus. Vor allem die Älteren auf dem Platz sprachen nostalgisch von damals, als 1981 mit Mitterand erstmals in der fünften Republik ein Sozialist an die Macht kam.

"Sarkozy ist am Ende"
"Sarko, c'est fini" (Sarko ist am Ende), schallte es aus der einen Ecke. In einer anderen wandelten ausgelassene Teenager einen bekannten Hit der nun aus dem Elysée ziehenden Präsidentengattin Carla Bruni-Sarkozy um. "Il y a quelqu'un qui m'a dit, que Sarko a perdu" (Jemand hat mir gesagt, dass Sarko verloren hat), intonierten sie spöttisch im Gedränge. Andere skandierten immer wieder ein grölendes "On a gagné" (Wir haben gewonnen). Mit Lippenstift hatten sich viele den Buchstaben H rot auf die Wange gemalt. H - für Hollande. Andere hatten rote Rosen im Haar.

Die ohrenbetäubende Freude kannte keine Grenzen. Immer wieder machten Champagnerflaschen die Runde. Frankreichs Linke war in überschäumender Feierlaune. Voller Ungeduld warteten die Massen auf den Sieger des erbitterten Präsidentenwahlkampfs, der das Land monatelang in Atem gehalten hatte. Hollande hatte es im Wahlkampf erfolgreich geschafft, die Hoffnung der durch die Krise gezeichneten Franzosen auf sich zu vereinigen - sie jubelten ihm nun voller Erwartungen zu.

Hollande mobilisiert bereits für die nächste Wahl
Kurz vor 1 Uhr früh traf dann auch der große Wahlsieger des Abends, der den Tag im Wahlkreis Tulle in Zentralfrankreich verbracht hatte, ein. "Ich weiß nicht, ob ihr mich hört. Aber ich höre euch", rief Hollande der jubelnden Menge von einer Bühne mit heiserer Stimme zu. Er habe den Wunsch nach Veränderung vernommen und werde der Präsident der Jugend und Gerechtigkeit sein. Gleichzeitig forderte der Sozialist seine Anhänger auf, sich auch für einen Sieg der Linken bei den Wahlen zur Nationalversammlung im Juni zu engagieren. Als Präsident brauche er in der ersten Kammer des Parlaments eine Mehrheit.

Bei dem Auftritt wurde Hollande von seiner Lebensgefährtin Valérie Trierweiler begleitet. Sie zeigte sich am Rande des Festes überwältigt von den Ereignissen des Tages. "Es wird einige Tage brauchen, bis ich verstanden habe, was passiert ist", sagte die 47-Jährige. Wie sie die Rolle der First Lady ausfüllen wolle, habe sie noch nicht entschieden. "Ich brauche noch etwas Zeit, um darüber nachzudenken", sagte sie.

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