Kurz vor Urnengang

Sarkozy: “Ein Opfer von Intoleranz und Rassismus”

Ausland
05.05.2012 15:55
Mit heftigen Rundumschlägen hat der amtierende französische Präsident Nicolas Sarkozy zum Abschluss des Präsidentschaftswahlkampfes versucht, die in Umfragen seit Monaten angekündigte Wahlniederlage am Sonntag abzuwenden. Der 57-Jährige tadelte das "politisch-mediale System", kritisierte einen Journalisten des TV-Senders TF1 heftig, erklärte sich als Opfer einer gewissen Form von "Rassismus und Intoleranz" und zitierte sogar Papst Johannes Paul II.

In einem abschließenden Wahlkampfauftritt in Les Sables-d'Olonne in Westfrankreich rief Sarkozy seine Sympathisanten zur "Freiheit" auf, sie sollten "das Diktat des einheitlichen Denkens nicht akzeptieren", zeigte sich der UMP-Politiker kämpferisch. Er bedauerte die "Beschimpfungen" und "Beleidigungen", mit denen er "überschüttet" worden sei. Er warf den Sozialisten und Präsidentschaftskandidat Francois Hollande vor, einen "stalinistischen Prozess" gegen ihn zu führen.

Außerdem startete Sarkozy einen verbalen Angriff gegen einen Reporter des führenden französischen Fernsehsenders TF1, weil dieser ihm während einer Direktübertragung den Rücken zudrehte. "Wenn unser Freund, der eine Livesendung macht, indem er mir den Rücken kehrt, sofort aufhören könnte, würde er mir einen Gefallen tun", sagte Sarkozy erzürnt und löste damit die Buhrufe und Pfiffe der anwesenden Sympathisanten gegen den Journalisten aus. "Keine Sorge, die Freundlichkeit ist bloß eine Frage der guten Erziehung. Wenn sie fehlt, werden wir dem Abhilfe verschaffen", fügte der Präsidnet hinzu.

Sarkozy: "Wenn ihr daran glaubt, wird es euer Sieg sein"
Bei der abschließenden Wahlkampfveranstaltung sprach sich Sarkozy auch gegen die Euthanasie aus. Er kritisierte die Lebensbedingungen der Christen in einigen orientalischen Ländern und zitierte Papst Johannes Paul II. "Ein großer Papst hat gesagt: 'Habt keine Angst'. So habt Vertrauen in euch, wenn ihr euch mobilisiert, wenn ihr daran glaubt, wird der 6. Mai euer Sieg sein und nicht meiner, es wird der Sieg Frankreichs sein."

Mit Blickrichtung auf die knapp 18 Prozent Wähler der rechtsextremen "Front National" von Merine Le Pen stellte Sarkozy erneut das Schengen-Abkommen in Frage und sprach sich für eine Kontrolle der nationalen Grenzen aus.

Hollande: "Sarkozy hat mich unterschätzt"
"Sarkozy hat mich unterschätzt", kommentierte Hollande am Samstagvormittag in einem Radiointerview lakonisch die jüngsten Entwicklungen im Wahlkampf. Der Sozialist liegt in Umfragen nach wie vor in Führung, eine jüngste IFOP-Umfrage sagte ihm allerdings nur noch 52 Prozent der Stimmen voraus, gegen 54 bis 56 in den vorangegangenen Erhebungen.

Hollande betonte auch, dass es "kein Abkommen" mit dem zentrumsbürgerlichen Chef des "Mouvement démocrate", Francois Bayrou, gegeben habe, der am Donnerstag angekündigt hatte, für den Sozialisten zu stimmen. Die konservative Tageszeitung "Le Figaro" berichtete dagegen am Samstag, dass Bayrou der Vorsitz der Nationalversammlung versprochen worden sei, die im Juni neu gewählt wird.

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