"Hier sind etwa 300 Menschen, die sich jetzt alle von Shukri Ghanem in dieser Moschee in Tripolis verabschieden wollen", berichtet Christoph Matzl aus Libyen. Viele der Trauergäste können nicht verstehen, dass der Ex-Premier ohne Aufbahrung beerdigt wird: "Das sei für einen Ex-Premier nicht angemessen, wird hier gesagt."
Der in Wien lebende Journalist Amer Albayati, ein Freund Ghanems, glaubt zu wissen, warum der Politiker in seiner Heimat polarisiert: "Gegen ihn wird wegen Korruptionsverdachts ermittelt, seine Position als Vertrauter des Gadafi-Sohns Saif war nicht unproblematisch. Andererseits war er als westlich orientierter Politiker geschätzt."
"Er kannte die Spiele der Geheimdienste"
Mit seinem Insider-Wissen hätte der Ex-Premier auch einigen Menschen gefährlich werden können, meint Albayati: "Er kannte die Spiele der Geheimdienste. Auch die des französischen. Und somit auch die Sache mit den Wahlkampfspenden für Sarkozy." Dass Ghanem just einen Tag nach Auffliegen der Wahlkampfspenden-Affäre tot in der Donau lag, ist für die Insider der Staatspolizei "nicht uninteressant".
Allerdings sei eine andere Spur noch heißer: Nämlich jene, dass Ghanem alles über die auch in Österreich versteckten libyschen Öl-Milliarden gewusst hat.
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