Ansteckendes Eiweiß

Extrem giftiges Alzheimer-Protein identifiziert

Wissenschaft
03.05.2012 13:44
Ein internationales Wissenschaftlerteam hat im Gehirn von Mäusen ein für Nervenzellen besonders toxisches Protein identifiziert, das möglicherweise ein Auslöser für die Entstehung der Alzheimer-Demenz ist. Das Eiweiß namens Pyroglutamat Amyloid-Beta (kurz: pyroGluA-Beta) führt offenbar zu einer Ausbreitung schädlicher Proteinen, die ähnlich jener von Prionen funktioniert.

Die Ablagerung von Beta-Amyloid im Gehirn gilt neben der Bildung von sogenannten Tau-Proteinen als der krank machende Faktor bei Morbus Alzheimer. Doch es kommt offenbar auf ganz spezifische Formen von Beta-Amyloid an. "Durch das Enzym Glutaminylzyklase veränderte Amyloid-Beta-Proteine sind wesentlich toxischer als das bei Morbus Alzheimer als Ursache oft genannte 'Amyloid-Beta 1-42'", erklärte Hans-Ulrich Demuth vom an der Untersuchung beteiligten deutschen Biotech-Unternehmen Probiodrug.

Eiweiß "steckt" andere Proteine an
Mehr noch, so das Unternehmen in einer Aussendung: "Durch einen Mechanismus, der dem Ausbreitungsmechanismus der Prion-Proteine ähnelt, werden durch bloßen Kontakt mit pyroGluA-Beta-Protein die erworbenen Struktur und die damit verbundenen neurotoxischen Eigenschaften an weitere, normale Amyloid-Beta-Peptide weitergegeben." Das bedeutet, dass das für die Nervenzellen im Gehirn besonders giftige Protein andere "ansteckt" bzw. zu einer Entwicklung in Richtung noch größerer Toxizität anregt, schreiben die Forscher, die die Ergebnisse ihrer Studie jetzt im Fachblatt "Nature" veröffentlicht haben.

Diese Prozesse dürften auch abhängig vom zweiten "Alzheimer-Bösewicht", dem Tau-Protein im Gehirn, ablaufen. In Österreich war an den Forschungen über die Züchtung von Mäusen für Tiermodelle das Auftragsforschungsunternehmen JSW Life Sciences mit Sitz in Grambach bei Graz beteiligt.

Medikament in Entwicklung
Das Unternehmen Probiodrug will auf der Hypthese über die besonders Nervenzell-giftigen Proteine nun Hemmstoffe als potenzielle Medikamente entwickeln. Ein entsprechender Wirkstoffkandidat, PQ912, ist gerade in Phase-I-Studien (an gesunden Probanden, Anm.) erfolgreich geprüft worden. Das Unternehmen bereitet nun erste Patienten-Studien vor", so der Vorstandssprecher von Probiodrug, Konrad Glund.

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