"Ungerechtes System"

Aufmarsch zum 1. Mai in Wien: Fokus auf Arbeit für Junge

Österreich
01.05.2012 16:57
Die SPÖ hat am Dienstag beim traditionellen 1.-Mai-Aufmarsch in Wien vor der steigenden Arbeitslosigkeit in Europa gewarnt - und dabei vor allem auf die Zahlen bei den Jugendlichen verwiesen. "Es kann nicht gerecht sein, wenn junge Leute nicht einmal die Chance bekommen, sich mit Arbeit zu beweisen und Geld zu verdienen", sagte Bundeskanzler Werner Faymann in seiner Rede.

"Wenn fünf Millionen Jugendliche in Europa keine Arbeit finden, was willst du denen sagen über unser Gesellschaftssystem? Außer, dass dieses System in vielen Bereichen ungerecht ist", ergänzte Faymann. Daher brauche es eine starke Sozialdemokratie. In Österreich gebe es zwar die höchste Beschäftigung seit 1945 und eine geringe Jugendarbeitslosigkeit, die Sozialdemokratie sei jedoch eine europäische Bewegung. "Wir sind erst zufrieden, wenn Menschen eine Arbeit haben, von der sie auch leben können, wo sie nicht drei Jobs brauchen, um einmal auszukommen für ihr Leben. Wir sind also eine unzufriedene Bewegung", betonte Faymann.

Dies sei man "immer gewesen", so lange es nicht gerecht zugehe. Dazu würden auch gleiche Chancen in der Bildungspolitik gehören: "Auch in Österreich fehlt die gemeinsame Schule noch, die wir haben wollen, weil jedes Kind gleich viel wert ist." Elite heiße, jeder solle die Chance haben, zu den besten zu gehören - und nicht einige wenige, weil sie reich zur Welt gekommen seien, befand der Kanzler.

Häupl: "Froh, dass ihr alle heute die Antwort gegeben habt"
Das rote Mai-Event am Rathausplatz ist die größte Veranstaltung zum Tag der Arbeit. Auch heuer marschierten rund 100.000 Menschen aus den Bezirksorganisationen bzw. der Teil- und Vorfeldorganisationen im Sternmarsch zum Rathaus - bei rekordverdächtigen hochsommerlichen Temperaturen. Die große SPÖ-Veranstaltung stand heuer unter dem Motto "Der Wiener Weg. Sozial. Gerecht. Demokratisch". Bei der Schlusskundgebung ergriffen neben Bundeskanzler Faymann auch Wiens Vizebürgermeisterin Renate Brauner, ÖGB-Präsident Erich Foglar sowie Bürgermeister Michael Häupl das Wort.

Letzterer berichtete davon, dass er in den vergangenen Tagen - angesichts einer Absage in Graz (siehe Infobox), wo die SPÖ stattdessen ein "Zukunftsfrühstück" am Schloßberg abhielt - des Öfteren gefragt worden sei, ob in Wien die Feiern zum 1. Mai abgehalten werden. "Ich bin froh, dass ihr alle heute die Antwort gegeben habt", dankte er den Teilnehmern. Die Maifeiern fänden in Wien statt und würden dies auch künftig tun, versprach das Stadtoberhaupt.

ÖVP sagt schon mal Nein zu einer 38,5-Stunden-Woche
Für die ÖVP ist der 1. Mai traditionell der Tag der Gegeninszenierung zum SPÖ-Aufmarsch am Wiener Rathausplatz. So auch dieses Jahr: Nach einer zweistündigen "Arbeitssitzung" des schwarzen Regierungsteams in der Parteiakademie forderte VP-Obmann Michael Spindelegger am Dienstag die steuerliche Förderung der Mitarbeiterbeteiligung am Unternehmensgewinn. "Bei uns ist die Perspektive nicht Arbeitszeitverkürzung bei gleichem Lohn, bei uns ist die Perspektive bei gleicher Arbeitszeit mehr Lohn", sagte der VP-Obmann mit Verweis auf die in der SPÖ laut werdende Forderung nach einer generellen 38,5-Stunden-Woche.

Strache will "Kanzler der Herzen" sein
Die übrigen Parteien begingen den 1. Mai traditionell wie in den vergangenen Jahren: Die FPÖ feierte in Linz. Im Europabierstadl schwor Bundesparteichef Heinz-Christian Strache seine Anhänger gut eineinhalb Stunden lang auf die blaue Offensive "Direkte Demokratie sofort: Dem Volk sein Recht" ein. Strache stellte erneut den Führungsanspruch: "Ja, ich will ein Kanzler der Herzen für alle Österreicher sein." Er strebt mittlerweile 33,4 Prozent und damit eine Verfassungssperrminorität an.

Die Grünen nahmen bei ihrer Veranstaltung zum 1. Mai in Linz die Schaffung von Zukunftsjobs ins Visier. "Deine Zukunft Unser Ziel" und "Arbeits Platz Da!" lautete das Motto der Grünen für ihre Veranstaltung im Ars Electronica Center. Bundessprecherin Eva Glawischnig forderte dabei je eine Öko- und eine Bildungsmilliarde. Der oberösterreichische Landessprecher Umweltlandesrat Rudi Anschober verwies auf die "Erfolgsgeschichte" in Oberösterreich, wo Zigtausende grüne Jobs geschaffen worden seien.

Das BZÖ forderte einmal mehr eine Ausweitung der Ladenöffnungszeiten. Diese seien nicht mehr zeitgemäß, so Bündnisobmann Josef Bucher. Die Geschäfte sollten von Montag bis Samstag zwischen sechs und 22 Uhr offen sein, also insgesamt 96 Stunden pro Woche. Zusätzlich soll es Ladenbesitzern freistehen, an einem Sonntag im Monat zu öffnen.

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