Arbeitsmarktöffnung

“Invasion der Billigarbeiter” blieb in Österreich aus

Österreich
30.04.2012 13:38
Ein Jahr nach der Öffnung des österreichischen Arbeitsmarktes für Beschäftigte aus acht osteuropäischen Ländern hat sich die Befürchtung, dass Österreich von Billigarbeitskräften überrannt werden könnte, nicht erfüllt. Es sind nicht einmal annähernd so viele Arbeitnehmer zugewandert, wie ursprünglich prophezeit wurde.

Seit der Arbeitsmarkt am 1. Mai 2011 geöffnet wurde, sind in den ersten elf Monaten (die April-Zahlen liegen noch nicht vor), knapp 27.000 Arbeitskräfte nach Österreich gekommen. Die oftmals heraufbeschworenen "Hunderttausenden Billig-Arbeitskräfte, die den Österreichern den Job wegnehmen", sind damit ausgeblieben, erklärte Sozialminister Rudolf Hundstorfer am Montag gegenüber Ö1. "All unsere Prognosen haben sich erfüllt. Der Ansturm, von dem einige gemeint haben, er wird erfolgen, der hat nicht stattgefunden."

Stärkerer Zuzug als in Deutschland
Von den exakt 26.806 Osteuropäern, die zum Arbeiten kamen, wohnten 14.361 in Österreich, 12.446 pendelten aus dem Ausland herein. Nur ein Drittel der Arbeitsmigranten waren Frauen. Die meisten Arbeitssuchenden zog es nach Wien, gefolgt von Niederösterreich.

In Relation zu Deutschland kam es bei uns aber dennoch zu einem deutlich stärkeren Zuzug, teilte das Sozialministerium am Montag mit. Bei der zehnfachen Einwohnerzahl hat Deutschland nämlich nur rund 80.000 Arbeitskräfte aus Osteuropa zu verzeichnen.

Ungarn, Polen und Slowaken stark vertreten
Der stärkste Zustrom an osteuropäischen Arbeitskräften ist aus Ungarn, Polen und der Slowakei zu verzeichnen. Aus den baltischen Staaten dagegen drängen nur wenige auf den österreichischen Arbeitsmarkt. Rumänen und Bulgaren dürfen derzeit noch nicht hierzulande arbeiten, sie können erst ab 2014 ohne Einschränkung tätig werden.

Beruflich fassen die meisten Arbeitnehmer im Baugewerbe oder im Tourismus Fuß - oftmals auch als Hilfskräfte. Ein Drittel war vor der Öffnung des Arbeitsmarktes als Schwarzarbeiter tätig.

"In der Baubranche ist es jetzt härter"
Doch gerade im Baugewerbe dürfte die Arbeitsmarktöffnung auch Nachteile gebracht haben: Denn vor allem hier ist die Zahl der Jobsuchenden höher geworden.

"Es ist härter geworden am Bau, weil ganze Firmen versucht haben, nach Österreich hereinzukommen", so Hundstorfer gegenüber Ö1. Er führt dies darauf zurück, dass nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Unternehmer aus dem Osten ihre Dienste anbieten dürfen. Sobald sich die Wirtschaft in Osteuropa erholt, werden viele dieser Unternehmen aber wieder in ihre Heimat zurückkehren, erwartet der Sozialminister.

Facharbeiter blieben aus
Die Hoffnung, mit der Arbeitsmarktöffnung vor allem die dringend benötigten Facharbeiter nach Österreich zu holen, hat sich aber nicht erfüllt. Der Fachkräftemangel besteht nach wie vor. Dass der heimische Arbeitsmarkt von der Politik durch Übergangsfristen zu lange abgeschottet worden sei, will der Sozialminister nicht gelten lassen. Er schiebt die Verantwortung ein wenig auf die Wirtschaft ab: "Facharbeiter, die wirklich gravierend gefehlt haben, konnten immer schon kommen - über die Mangelberufsliste. Der Arbeitsmarkt war für diese Menschen sehr wohl offen, nur die Wirtschaft muss sich auch um sie bemühen."

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