Militär feiert 80er
Nordkorea begeht Jubiläum mit irrem Bühnenspektakel
Am Vorabend des Jubiläums standen am Dienstag in Pjöngjang Hunderte schwer bewaffnete Darsteller auf der Bühne und feierten die militärische Schlagkraft des Landes. Da rollen Panzer übers (virtuelle) Schlachtfeld, ein Artilleriegeschütz wird in Stellung gebracht, der südkoreanische Nachbar ins Fadenkreuz genommen - und natürlich darf auch der neue Führer, Kim Jong Un, nicht fehlen. Er wird als militärischer Meisterstratege ins rechte Bild gerückt. Die martialische Bühnenshow soll wohl keinen Zweifel aufkommen lassen, dass das Land jederzeit zum Militärschlag bereit ist.
Vernichtungsschlag mit "modernen Waffen"
Bei der Militärparade zum Jubiläum folgten dann am Mittwoch die entsprechenden Drohungen gegen die "Feinde des Landes". Mit "mächtigen modernen Waffen" könne man "die amerikanischen Imperialisten mit einem Schlag besiegen", tönte Vizemarschall Ri Yong Ho. Er betonte weiters, wie wichtig es sei, Nordkorea gegen die Vereinigten Staaten und Südkorea zu verteidigen. Seine Nation bezeichnete der hochrangige Militär als eine Nuklear- und Militärmacht.
Bereits am Montag hatten Nordkoreas Streitkräfte gedroht, die südkoreanische Hauptstadt Seoul in Schutt und Asche zu legen. "Spezielle Aktionen" würden alles "in drei oder vier Minuten mit beispiellosen Mitteln und Methoden" in Asche verwandeln, hieß es in einer Erklärung des Militärs. Wie sein Verbündeter USA knüpft Südkorea Hilfslieferungen für den an Energie- und Nahrungsmittelengpässen leidenden Norden an Zugeständnisse Pjöngjangs bei dem Atom- und Raketenprogramm Nordkoreas.
Experten halten Raketen für Attrappen
Beobachtern zufolge verfüge Nordkorea zwar allem Anschein nach über Atomwaffen, jedoch nicht über Möglichkeiten, sie über größere Entfernungen einzusetzen. So waren die - während einer Militärparade Mitte des Monats präsentierten - neuen Interkontinentalraketen nach Auffassung zweier deutscher Experten nur Attrappen. "Es gibt somit immer noch keinen Beweis, dass Nordkorea tatsächlich über funktionierende Interkontinentalraketen verfügt", schreiben die beiden Experten Markus Schiller und Robert H. Schmucker in einem Beitrag einer auf Rüstungskontrollfragen spezialisierten Internetseite. "Bis jetzt war die Präsentation nichts weiter als nettes Theater."
Die Militärparade am 15. April fand zum 100. Geburtstag von Staatsgründer Kim Il Sung statt. Zu den Feierlichkeiten sollte eigentlich auch der Start einer Langstreckenrakete vom Typ Unha-3 zählen - diese war jedoch kurz nach dem Start explodiert und ins Meer gestürzt (siehe Infobox). Nachbarstaaten und die USA vermuteten dahinter einen militärischen Test für eine Rakete, die mit Atomsprengköpfen bestückt auch die USA erreichen könnte. Die Aktion Nordkoreas verstieß gegen eine Resolution des UNO-Sicherheitsrates.
Neuer Atomwaffentest steht bevor
Das Land erklärte wenig später, sich nicht länger an die Vereinbarung mit den USA von Februar gebunden zu fühlen, nach der es seine Atomwaffentests aussetzen und Inspektoren ins Land lassen sollte. Zuletzt berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, dass Nordkorea die Vorbereitungen für seinen dritten Atomwaffentest seit 2006 offenbar nahezu abgeschlossen habe. Mit einem solchen Test dürfte das weitgehend abgeschottete Land erneut internationale Kritik auf sich ziehen.
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