"Der Berg sagt 'Nein'"

Spatenstich für Semmering-Tunnel Neu in NÖ

Steiermark
25.04.2012 14:25
Zwei Tunnelröhren von 27,3 Kilometern Länge, zwölf Jahre Bauzeit, 3,1 Milliarden Euro Kosten: Das sind die Eckdaten des Semmering-Basistunnels, für den am Mittwoch beim künftigen Nordportal im niederösterreichischen Gloggnitz der Spatenstich erfolgt ist. Proteste rund um den Festakt gab es nicht - nur einen Mann, der eine Tafel mit den Worten "Der Berg sagt 'Nein'" in Händen hielt.

Der Spatenstich wurde von den Rednern als "historisches Ereignis" bezeichnet. Das Projekt sei wie kein anderes auf Herz und Nieren geprüft worden, erinnerte Verkehrsministerin Doris Bures an die jahrzehntelange Geschichte.

Alt und neu nicht zu vergleichen
Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll sprach von einer geänderten Faktenlage, weshalb der alte und der neue Semmering-Basistunnel "in keinster Weise" zu vergleichen seien. Ablehnung habe es zuvor hinsichtlich Naturschutz und Wasserhaushalt in der Region gegeben, Bedenken die Sicherheit und Preisgabe des Weltkulturerbes Ghega-Bahn betreffend wurden ebenso geäußert, bis dann 2005 unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel Überlegungen für ein völlig neues Projekt starteten.

Mehr als zehn Varianten seien von Experten begutachtet worden. Schließlich einigte man sich auf eine Zwei-Röhren-Variante, die als sicherer erachtet wurde. Auch das UNESCO-Weltkulturerbe Ghega-Bahn bleibt erhalten.

15.000 neue Arbeitsplätze
Der steirische Landeshauptmann Franz Voves betonte "die Bedeutung einer leistungsfähigen Südbahn für den exportorientierten Wirtschaftsstandort Steiermark". Die Verbesserung der Erreichbarkeit werde 15,5 Milliarden Euro zusätzliche Wertschöpfung und 15.000 Arbeitsplätze bringen.

30 Jahre sei man "in der Warteschlange" gestanden, dankte er Pröll, dem Projekt Semmering-Basistunnel Neu von Beginn an positiv gegenübergestanden zu sein. "So schaut's aus, wenn niederösterreichischer Smaragd und steirischer Sauvignon zu einem Cuvée werden - oder wenn zwei starke Bundesländer zusammenarbeiten."

"Wollen Verkehr auf die Schiene bringen"
Mit diesem Projekt werde an der Zukunft gebaut, so Bures. Der Semmering-Basistunnel mache die neue Südbahn komplett - künftig wird die Fahrzeit zwischen Wien und Graz um ein Drittel verkürzt - und sei für das gesamte österreichische Hochleistungsnetz ein Schlüsselprojekt. Neben dem Sparen sei es wichtig, auf das Wachstum zu achten und in die Schiene zu investieren. Das schaffe Arbeitsplätze und bedeute umweltfreundliche Verkehrsmittel: "Wir wollen den Verkehr von der Straße auf die Schiene bringen."

ÖBB-Vorstandsvorsitzender Christian Kern nannte den bevorstehenden Tunnelbau eine technische Spitzenleistung. Die Bahn sei auf der Höhe der Zeit und das Verkehrsmittel der Zukunft, hob er die Umweltfreundlichkeit hervor.

EU-Vertreterin Desiree Oen vom Kabinett des EU-Verkehrskommissars Siim Kallas erklärte, mit dem Ausbau der Infrastruktur unternehme das Alpenland Österreich enorme finanzielle Anstrengungen und leiste einen wesentlichen Beitrag zur räumlichen Integration und damit Stärkung des europäischen Binnenmarktes und auch zur angestrebten CO2-Reduktion im Sinne der Klima-Ziele.

"Der Berg sagt 'Nein'"
Das Tunnelprojekt wurde und wird seit vielen Jahren von Gegnern bekämpft, an vorderster Front mit dabei ist die Vereinigung "Alliance for Nature". Proteste gab es rund um den Festakt nicht - bis auf einen Mann, der sich beim Spatenstich knapp neben dem Erdhaufen postiert hatte. In der Hand hielt er ein Taferl mit der Aufschrift "Der Berg sagt Nein".

Auch die Grünen und das BZÖ nahmen den Spatenstich zum Anlass, erneut in Richtung niederösterreichische ÖVP zu schießen. Die Grüne Verkehrssprecherin Gabriela Moser, ausgesprochene Gegnerin des Megatunnelprojekts, sprach von einem "schwarzen Tag für die Umwelt" und einem "unsäglichen Kuhhandel" zwischen Verkehrsministerin Bures und "Landeskaiser" Pröll. Letzteren nahm auch der steirische BZÖ-Chef Gerald Grosz ins Visier, jedoch aus anderen Motiven: Prölls jahrelanges Nein zum Semmering-Tunnel habe Millionen gekostet, wetterte Grosz.

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