Skandal in den USA

Frau spendet Chefin Niere – und wird danach gefeuert

Ausland
25.04.2012 11:45
Debbie Stevens spendete eine Niere für ihre Chefin - aber weil die Angestellte nach der OP zu lange krank war, wurde sie von der Vorgesetzten erst gemobbt und schließlich gefeuert. Nun setzt sich die 47-Jährige mithilfe von Anwälten zur Wehr. Bedauern tut sie die Organspende aber nicht.

Eigentlich mochten Debbie Stevens und ihre Chefin Jackie sich. Gemeinsam arbeiteten sie auf Long Island in der Verwaltung eines milliardenschweren Autozulieferers. "Im Jänner 2009 fing ich dort an, im Juni 2010 zog ich nach Florida und musste deswegen auch die Firma verlassen. Aber als ich drei Monate später wieder einmal in der Gegend war, besuchte ich Jackie natürlich im Büro, um ein wenig zu plaudern", berichtet Stevens gegenüber der "New York Post".

Während des Gesprächs geht es auch um die Nierenkrankheit der Chefin. Sie habe bereits ein Spenderorgan aus ihrem Bekanntenkreis in Aussicht, berichtet ihr die 61-Jährige. Freimütig sagt Debbie: "Falls das nicht klappen sollte, dann wäre auch ich zur Spende bereit."

Plan B bringt die Lösung
Einige Monate später beschließt Debbie, wieder nach Long Island zu ziehen und sucht bei ihrer alten Chefin um einen Job an – den sie auch bekommt. Nach zwei Monaten ruft Jackie sie dann zu sich ins Büro. Sie sieht ernst aus und lässt dann die Katze aus dem Sack: "Debbie, das mit dem Spenderorgan hat doch nicht geklappt. War dein Angebot damals ernst gemeint?" Die geschiedene Mutter zweier Kinder muss keine Sekunde nachdenken: "Natürlich, meine Zusage steht."

Nach einer Untersuchung ist zwar klar, dass Debbies Niere nicht für die Chefin geeignet ist, aber es gibt einen Plan B: Die 47-Jährige spendet ihr Organ einem Mann aus St. Louis, ihre Chefin erhält im Gegenzug eine Niere aus San Francisco.

Chefin staucht sie am Telefon zusammen: "Was soll das?"
Doch nach der OP im August 2011 wird Debbie nicht so schnell wieder fit, wie sie erwartet hätte. "Ich hatte Schmerzen von der OP, Beschwerden in den Beinen und auch Verdauungsstörungen." Schnell wird ihr klar, dass sie länger als die prognostizierten vier Wochen brauchen wird, um wieder arbeitsfähig zu sein. "Aber ich habe gespürt, dass die Firma Druck macht."

Trotz ihrer Beschwerden kehrt sie deswegen pünktlich an ihren Arbeitsplatz zurück. Doch nach drei Tagen muss sie sich wieder krankschreiben lassen. Bei ihrer Chefin, die sich noch zu Hause erholt, stößt das auf wenig Verständnis. Sie ruft ihre Untergebene an: "Was machst du da? Wieso bist du nicht bei der Arbeit? Du kannst nicht einfach kommen und gehen, wann du willst. Die Leute glauben schon, dass du eine Sonderbehandlung bekommst, weil du mir die Niere gespendet hast."

Nach der Rückkehr geht das Martyrium erst richtig los
Als die beiden einige Wochen später wieder bei der Arbeit sind, geht Debbies Martyrium erst richtig los. "Vor der versammelten Kollegenschaft wurde ich wegen angeblicher Fehler zusammengestaucht." Später wird sie dann in eine andere Niederlassung versetzt, 80 Kilometer vom alten Arbeitsplatz entfernt. "In der Firma nannten sie den Ort nur 'Sibirien'." Als Debbie schließlich mit anwaltlicher Hilfe gegen das Mobbing vorgeht, wird sie gefeuert.

Doch jetzt hat die 47-Jährige Blut geleckt. Gemeinsam mit ihrem Anwalt verklagte sie die Firma auf Schadenersatz in Millionenhöhe. Das Unternehmen und die Chefin wollen sich zu dem Fall nicht äußern.

Trotz des Ärgers: Debbie bereut nichts
Trotz des Ärgers und der Demütigung bereut Debbie Stevens ihre Organspende aber nicht: "Immerhin habe ich damit einem Mann in St. Louis das Leben gerettet."

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