Wegen Behandlung

Ukraine: Inhaftierte Timoschenko im Hungerstreik

Ausland
24.04.2012 14:14
Aus Protest gegen ihre Haftbedingungen ist die erkrankte ukrainische Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko (51) nach Angaben ihres Anwalts in einen Hungerstreik getreten. Nach einem erzwungenen Transport in eine Klinik der Ex-Sowjetrepublik weise der Körper der Oppositionsführerin schwere Blutergüsse auf, erklärte ihr Verteidiger Sergej Wlassenko am Dienstag.

Um gegen die Behandlung durch das Personal der Haftanstalt und Ärzte in Charkow zu protestieren, nehme Timoschenko bereits seit dem 20. April keine Nahrung mehr zu sich, sagte Wlassenko gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax.

Ärzte der Berliner Charité hatten die 51-Jährige in der Stadt rund 450 Kilometer östlich von Kiew untersucht und als sehr krank bezeichnet. Ihrer Tochter zufolge hat sie einen Bandscheibenvorfall und kann kaum noch gehen.

Die Staatsanwaltschaft von Charkow räumte ein, dass die über starke Rückenschmerzen klagende Timoschenko am vergangenen Freitag gegen ihren Willen in das Krankenhaus gebracht worden sei. Die Inhaftierte sei "unter Anwendung physischer Gewalt in den Krankenwagen getragen und in die Klinik gefahren" worden, sagte Staatsanwalt Gennadi Tjurin. Dies gestatteten ukrainische Gesetze.

Weiteres Verfahren eröffnet
Vergangene Woche hatte ein weiteres Verfahren gegen Timoschenko wegen Veruntreuung und Steuerhinterziehung in ihrer Zeit als Chefin eines staatlichen Energiekonzerns mit Voranhörungen begonnen. Wegen ihres schlechten Gesundheitszustands nahm die 51-Jährige nicht daran teil.

Timoschenko war im vergangenen Oktober wegen Amtsmissbrauchs in ihrer Zeit als Ministerpräsidentin zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Grund war ein 2009 mit Russland geschlossenes Gasgeschäft mit Russland. Die Europäische Union hatte die Inhaftierung Timoschenkos, die bei der Präsidentschaftswahl 2010 gegen ihren Erzrivalen Viktor Janukowitsch unterlag, als politisch motiviert kritisiert.

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