Nach Uni-Besetzung

Hitzige Diskussion zwischen Rektor und Studenten

Wien
24.04.2012 09:37
Nach der Besetzung des Rektorats und des Audimax an der Uni Wien durch Studenten der Internationalen Entwicklung hat sich Rektor Heinz Engl am Montagnachmittag in einem Hörsaal des Juridicum den Studierenden gestellt. Doch nicht das Auslaufen des IE-Bachelorstudiums, sondern die finanzielle Lage der Universitäten und die geplante autonome Einhebung der Studiengebühren ab Herbst sollten Themen der Diskussionsveranstaltung sein, bei der Studentenschaft und Rektorat die Unterstützung des jeweils anderen einforderte.

"Wir müssen aufhören, uns gegenseitig als Gegner zu sehen", sondern stattdessen "geschlossen" in die bevorstehenden Verhandlungen zu den Leistungsvereinbarungen mit dem Wissenschaftsministerium gehen, forderte Engl. Es gehe darum, mit einer "überzeugenden Argumentationslinie" aus den angekündigten zusätzlichen 750 Millionen Euro "möglichst viel für die Uni Wien herauszuholen". Bei "allen Gegensätzen" müssten Uni-Leitung und Studentenschaft zusammenarbeiten, um die Ausfinanzierung der Unis durchzusetzen. "Ich weiß nach der heutigen Veranstaltung nur leider nicht, wie das gehen soll."

Zugeklebte Münder und gefesselte Hände
Angespannt und von zahlreichen Zwischenrufen geprägt war die Diskussion im überfüllten Hörsaal, in dem sich einige Studenten mit zugeklebtem Mund und gefesselten Händen demonstrativ vor das Podium legten und bei Missmut schmerzhaft aufstöhnten. Dass dem Rektorat aber mit dem Wunsch nach einer fairen Verteilung der Mittel ein mit "Freie Bildung" beschrifteter Kuchen "nur auf den Tisch gestellt und nicht ins Gesicht geworfen" wurde, sei zumindest "ein Fortschritt" in der Diskussionskultur, so Vizerektor Heinz Fassmann. "Reflexartig" alle Argumente abzulehnen und sich öffentlich gegen das Rektorat zu stellen, sei aber "politisch unklug".

Sperrung des Hauptgebäudes nach Besetzung war Fehler
Darüber, dass die Universitäten unterfinanziert sind, sind sich immerhin beide Seiten einig. Die "angespannte budgetäre Lage" sei auch Grundlage für jene Probleme, "die sich vergangene Woche artikuliert haben", so Engl, der erneut die vom Rektorat angeordnete Räumung der Besetzungen vom Donnerstag durch die Polizei verteidigte, die Sperrung des Hauptgebäudes am Freitag und Samstag aufgrund "der Befürchtung einer weiteren Besetzung" aber rückwirkend als Fehler einräumte.

Einhebung von Gebühren wegen "massiven Drucks"
Die Studenten selbst fühlten sich indes bei der Diskussion für "dumm verkauft". Studierende von WEGA-Polizisten mit Hundestaffeln aus "ihrer Uni" tragen zu lassen und dann "auf kollegial zu machen", sei unzulässig, so ein Student. Scharf kritisiert wurde neben dem Auslaufen des Bachelorstudiums im Fach Internationale Entwicklung vor allem die geplante autonome Einhebung von Studiengebühren ab Herbst. Damit komme das Rektorat dem Wissenschaftsministerium entgegen, anstatt nach der teilweisen Aufhebung der Studiengebührenregelung durch den Verfassungsgerichtshof für eine komplette Abschaffung einzutreten.

Engl betonte, keine Studiengebühren einheben zu "wollen", aber aufgrund "massiven Drucks" zu "müssen". Weil die Politik ihrer Aufgabe einer Neuregelung nicht nachkomme, müssten die Gerichte nach einer Einhebung und daraus resultierender Klagen durch Studenten die Rechtssicherheit klären.

Rektoren wollen für Demo "nicht auf die Straße gehen"
Wie der "gemeinsame Kampf" von Rektorat und Studenten aussehen soll, blieb nach der knapp zweistündigen Diskussion unbeantwortet. Für Mittwoch, den 2. Mai, um 18 Uhr wurde eine weitere, öffentliche Diskussion speziell zum Studium der Internationalen Entwicklung angekündigt. Rektor Engl jedenfalls wünschte sich für künftige Unmutsäußerungen ein "Format, für das es keiner Besetzung bedarf". Sollten die Verhandlungen mit dem Ministerium nicht im Sinne der Unis und Studenten ausgehen, würden auch die Rektoren "in geeigneter Weise demonstrieren". "Aber man muss dazu nicht auf die Straße gehen."

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