Dass Eisbären und Braunbären eng verwandt sind und sich der Eisbär irgendwann als eigene Art vom Braunbären abgespalten hat, ist schon länger bekannt. Umstritten war bisher jedoch, wann das geschah. Nach vorangegangenen Analysen lebte der letzte gemeinsame mütterliche Vorfahre vor etwa 111.000 bis 166.000 Jahren.
"Die Forscher stützten damals ihre Ergebnisse allein auf DNA aus den Mitochondrien", erklären die beiden Mitarbeiter des Frankfurter Biodiversität- und Klima-Forschungszentrums. Mitochondrien, die Kraftwerke in den Zellen, werden nur von der Mutter vererbt. Die Frankfurter Forscher haben nun viele unabhängige Stücke aus der DNA des Zellkerns analysiert.
Eisbär kein Anpassungskünstler
Damit sei nun erstmals belegt, worüber vorher nur spekuliert wurde: "Der Eisbär hat sich bereits vor circa 600.000 Jahren vom Braunbär abgespalten." Das kratzt allerdings auch am Bild des Eisbären als Anpassungswunder: "Mit der neuen Datierung ihrer Evolution ist dieser Mythos vom besonders anpassungsfähigen Eisbär nun widerlegt", schreiben die Forscher, die ihre Studie jetzt im Fachjournal "Science" präsentierten.
Diese Erkenntnis könne auch bedeuten, dass es den Eisbären noch schwerer fällt, mit dem Klimawandel umzugehen als ohnehin bereits vermutet. Denn die Art habe damals sehr viel Zeit gehabt, sich an arktische Bedingungen anzupassen, befürchten die Wissenschaftler weiter.
Wie aber kamen frühere Studien zu einem so viel jüngeren Alter? "Anscheinend haben sich beide Arten im Lauf der Zeit mehrmals miteinander gepaart", erklärt Janke, der Leiter der Forschungsgruppe. Dadurch seien Teile der Braunbär-DNA an Eisbären vererbt worden - und gerade diese Stücke seien später vermutlich zur Untersuchung herangezogen worden.
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