Zwangsumstieg

AUA-Flugbetrieb geht auf billigere Tyrolean über

Österreich
19.04.2012 16:23
Der AUA-Aufsichtsrat hat am Donnerstag den von der Gewerkschaft so erbittert bekämpften Übergang des AUA-Flugbetriebs - 600 Piloten und 1.500 Flugbegleiter - auf die billiger operierende Tochter Tyrolean beschlossen. Frühestens am 1. Juli kann der Teilbetriebsübergang wirksam werden, teilte die österreichische Tochter der Lufthansa mit. Der AUA-Betriebsrat prüft rechtliche Schritte gegen den Zwangsumstieg und hat für kommenden Montag eine Betriebsratsversammlung angekündigt.

Mit dem Zwangsumstieg gibt es künftig einen gemeinsamen Flugbetrieb von Austrian Airlines und Tyrolean. Für die AUA wird es weiter bei der Marke "Austrian" bleiben, auf den kleinen Flugzeugen der bisherigen Tyrolean-Flotte verschwindet der ungeliebte Namenszusatz "Arrows".

Mit dieser Entscheidung werde die AUA "von strukturellen Altlasten befreit", erklärte Konzernchef Jaan Albrecht. "Sie gibt uns zudem eine Zukunftsperspektive in der Luftfahrt, weil wir wettbewerbsfähiger aufgestellt sind." Für die Kunden werde sich damit aber nichts ändern. Obwohl Doppelgleisigkeiten abgebaut werden sollen, seien beide Standorte - Wien und Innsbruck - "in jedem Fall Teil des Zukunftskonzepts", hieß es am Donnerstag.

Einsparungen sollen im ersten Jahr 223 Mio. Euro bringen
Im ersten Jahr soll das umfassende Gesamtsparpaket 223 Millionen Euro bringen, allein im Personalbereich sollen es auf Jahressicht 45 Millionen Euro sein. Erzielt würden die Einsparungen durch die Umstellung der Kollektivverträge "durch abgeflachte Gehaltsanstiege". Für die AUA-Bordmitarbeiter ändere sich in puncto Arbeitsumgebung und Gehalt nichts, allerdings müssten die Betroffenen flexibler arbeiten und länger fliegen. Fürs Erste seien die Gehälter eingefroren worden.

Mit den nunmehrigen Entscheidungen würden vor allem teure Automatismen und Pensionsprivilegien entfallen, die die AUA-Piloten im Vergleich zu ihren Tiroler Kollegen bisher so teuer machten. Der Tyrolean-KV ist um etwa 25 Prozent billiger als der - ebenfalls bereits gekündigte - KV der AUA-Piloten. Der AUA-Flugbetrieb werde sich aber durch den Umstieg nicht automatisch um ein Viertel verbilligen, ergänzte der AUA-Vorstand.

Umsetzung des Übergangs noch unklar
Per 1. Juli kann der Betriebsübergang über die Bühne gehen. Die praktische Umsetzung angesichts der gekündigten Kollektivverträge sowohl bei der AUA als auch bei der Tyrolean (siehe Infobox) dürfte sich aber schwierig gestalten. Der AUA-KV tritt Ende Juni außer Kraft, die AUA-Bordmitarbeiter treten aber nicht automatisch auf den Tyrolean-KV über, erklärte der Vorstand am Donnerstag. Vielmehr gilt für sie ein "KV-freier Raum".

Die Regeln für die AUA-Leute würden sich aber nicht sehr unterscheiden von dem, was bei Tyrolean gilt, wurde betont. Für die bestehenden Tyrolean-Crews würden die üblichen Nachfristen ihres KV gelten. "Wir haben keine Informationen über die geplanten Arbeitsbedingungen und keine Details, wie der Betriebsübergang stattfinden soll", stellte hingegen AUA-Bordbetriebsratschef Karl Minhard fest.

Piloten und Gewerkschaft drohen mit Klagsflut
Piloten und Gewerkschaft hatten bereits im Vorfeld eine Klagsflut gegen einen Zwangsumstieg angekündigt. Rudolf Kaske, Chef der vida-Gewerkschaft, will jedenfalls "rechtliche Schritte" prüfen. Die AUA-Bordcrews kündigten für kommenden Montag eine Betriebsversammlung an. "Wir werden dort alle rechtlichen Schritte ausloten. Das wird sicher recht heftig werden", so Minhard.

Er könne Verfahren nicht ausschließen, sagte AUA-Vorstand Peter Malanik am Donnerstag. "Aber wir haben uns sehr gut vorbereitet und sehen dem sehr gelassen entgegen." Vorstandschef Albrecht bestätigte indessen, dass 40 AUA-Piloten, die beim Übergang nicht dabei sein wollen, das Unternehmen schon verlassen haben. Er rechnet damit, dass es noch einige mehr werden.

Der AUA-Betriebsrat befürchtet, dass bis zu 300 der 600 AUA-Piloten lieber ihren Abschied mit Abfertigung nehmen könnten, anstatt unter Tyrolean-ähnlichen Verhältnissen zu fliegen. Daran glaubt Albrecht nicht. Sollten zu viele Austrian-Piloten auf einmal gehen, würde die AUA auf Leasing- oder auch auf Lufthansa-Piloten zurückgreifen können, wurde bereits angekündigt. Zudem werde man die verbleibenden Piloten "produktiver" einsetzen, so Albrecht.

Lufthansa verlangt Sanierungserfolge
Hintergrund des am Donnerstag fixierten Betriebsübergangs auf die billigere Tyrolean sind die von der Lufthansa ultimativ geforderten Sanierungserfolge bei der AUA, andernfalls muss die schwer defizitäre österreichische Tochter weiter schrumpfen, dann wohl drastisch. Bis die geplanten Einsparungen sich finanziell auswirken, wird es jedoch noch dauern. Es rechnet daher niemand damit, dass die AUA heuer aus der Verlustzone fliegt.

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