Scharfe Worte

Moskau droht NATO nun mit Angriff auf Raketenabwehr

Ausland
03.05.2012 13:22
Russland hat auf einer Konferenz mit NATO-Experten am Donnerstag in Moskau in bisher beispielloser Schärfe vor der geplanten Raketenabwehr in Europa gewarnt. Mögliche Gegenschritte seien nicht nur die Stationierung von Raketen in Kaliningrad, sondern auch deren Einsatz zur Vernichtung von Komponenten des westlichen Verteidigungsschildes, sagte Generalstabschef Nikolai Makarow (Bild). Bisher hatte Moskau nur mit eigenen Verteidigungsanlagen gedroht, nicht aber offen mit deren Einsatz gegen die Raketenabwehr.

"Wenn es die USA und die NATO für möglich halten, bei Gewährleistung der eigenen Sicherheit die Sicherheit ihrer Nachbarn außer Acht zu lassen, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als passende Gegenmaßnahmen zu ergreifen", erklärte Makarow nach Angaben der Agentur Interfax. Moskau glaube den Beteuerungen Washingtons nicht, dass der Schild nur gegen andere Staaten und nicht gegen Russland gerichtet sei. Wie in der Vergangenheit drohte Makarow auch mit einem Ausstieg aus den internationalen Abrüstungsverträgen.

Keine Kooperation mit Moskau
In einem Schreiben an die Konferenzteilnehmer warnte der scheidende Präsident Dmitri Medwedew vor einem neuen Wettrüsten, sollten die USA ihre bisherigen Pläne so umsetzen. Doch noch gebe es Raum für einen Kompromiss. Russland hatte der NATO eine Zusammenarbeit bei dem Abwehrschirm angeboten, das Militärbündnis lehnt dies jedoch ab. Moskau wiederum lehnt eine Anlage unter Umgehung russischer Sicherheitsinteressen ab.

Brisanter NATO-Gipfel in Chicago
Die Raketenabwehr für Europa, die nach NATO-Angaben gegen politisch schwer berechenbare Staaten wie den Iran oder Nordkorea gerichtet ist, beschäftigt die NATO bereits seit zehn Jahren. Erste Studien wurden beim NATO-Gipfel 2002 in Prag in Auftrag gegeben, die Entwicklung des Systems wurde dann im November 2010 bei einem Gipfel in Lissabon beschlossen (siehe Infobox). Beim NATO-Gipfel am 20. Mai in Chicago soll die Abwehr für teilweise einsatzfähig erklärt werden, die volle Einsatzbereitschaft soll 2020 erreicht werden.

Die Raketenabwehr beruht auf einem Abwehrprogramm, an dem bereits seit Jahren gearbeitet wird. Dieses ist ausschließlich für den Schutz von Soldaten konzipiert. Die neue Raketenabwehr soll aber nicht nur Truppen, sondern alle europäischen NATO-Staaten schützen. Dabei ist unter anderem vorgesehen, dass die Türkei eine große Radaranlage stationiert, die Niederlande die Radare von vier Fregatten verbessern und die USA in Spanien vier Raketenabwehrschiffe stationieren.

Eine wesentliche technische Herausforderung besteht darin, eine feindliche Rakete sehr rasch zu erkennen und innerhalb weniger Minuten eine Abwehrrakete auf Kollisionskurs zu schicken. Diese soll einen Sprengkopf noch in großer Höhe mit der Wucht ihres Aufpralls zerstören. Manche Experten bezweifeln, dass dies unter den Bedingungen eines Ernstfalls möglich ist. Der Einsatz der Raketenabwehr soll vom NATO-Luftkommando in deutschen Ramstein geleitet werden.

Rund 30 Staaten als potenzielle Feinde
Nach Angaben der NATO verfügen derzeit weltweit etwa 30 Staaten über Raketen, mit denen auch Massenvernichtungswaffen abgefeuert werden könnten. Ohne Berücksichtigung von NATO, China, Russland und den USA haben diese schwer berechenbaren Staaten schätzungsweise mehr als 6.000 Raketen, davon etwa 5.500 Kurzstreckenraketen.

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