Android-Prozess

Oracle: “Google weiß seit Jahren um fehlende Lizenz”

Digital
18.04.2012 11:21
Oracle-Chef Larry Ellison hat im Prozess gegen Google schwere Vorwürfe gegen dessen Mitgründer Larry Page erhoben: Wie Ellison am Dienstag vor dem zuständigen Gericht in San Francisco aussagte, soll Page - der damals nicht an der Firmenspitze stand, aber als Mitgründer an allen wichtigen Entscheidungen beteiligt war - schon vor Jahren gewusst haben, dass Google für Android eigentlich eine Java-Lizenz gebraucht hätte.

Page, der nach Ellison in den Zeugenstand gerufen wurde, wies den Vorwurf zurück und verteidigte das Vorgehen seines Unternehmens: "Ich denke, wir haben nichts falsch gemacht." Das habe er schon bei einem Treffen zu Hause bei Ellison gesagt, als der Oracle-Chef ihm vorhielt, in Android Softwarecodes von Java verwendet zu haben.

Oracle wirft Google vor, mit Android Patente und Urheberrechte für Java zu verletzen. Java ist eine Software-Basis, auf der Programme für die unterschiedlichsten Zwecke sowie verschiedene Betriebssysteme aufsetzen können. Java wurde ursprünglich von Sun Microsystems entwickelt, 2010 übernahm Oracle jedoch Sun und damit auch die Rechte an Java. Google will keine Verletzung von Urheberrechten anerkennen und streitet Oracle auch das Recht ab, die beiden ins Feld geführten Patente gegen Android einzusetzen.

Quelloffen, aber lizenzbedürftig
Ellison erläuterte, Java sei zwar eine quelloffene Plattform - aber aus Oracle-Sicht sei für bestimmte Nutzungsszenarien trotzdem eine Lizenz notwendig. Dabei geht es vor allem um die Programmierschnittstellen, sogenannte APIs, die Google laut Oracle in Android unrechtmäßig übernommen habe. "Nur weil etwas quelloffen ist, heißt es nicht, dass man damit machen kann, was man will", sagte Ellison laut der Finanznachrichtenagentur Bloomberg.

Google-Anwalt: "Oracle will an Android-Erfolg teilhaben"
Oracle habe Google vor allem dazu bewegen wollen, Android kompatibel mit der Java-Plattform zu machen, sagte Ellison. Sein Konzern habe zeitweise selbst erwogen, eine mobile Plattform auf Java-Basis aufzusetzen, den Plan jedoch schließlich verworfen. Google-Anwalt Robert Van Nest konterte, Oracle sei mit der Entwicklung eines eigenen Systems gescheitert und wolle jetzt am Android-Erfolg teilhaben, ohne dafür etwas getan zu haben.

Google entwickelte als Kernstück von Android die Umgebung Dalvik, in der letztlich die Apps laufen. Diese beruht auf dem freien Betriebssystem Linux. Mit Java kompatible Programme werden für Dalvik übersetzt. Deshalb sieht Google keine Verletzung von Oracle-Rechten.

Verkaufsverbot für Android nicht auszuschließen
Oracle hatte den eigenen Schaden ursprünglich mit mehr als sechs Milliarden Dollar (4,57 Milliarden Euro) beziffert, musste die Ansprüche später jedoch auf rund eine Milliarde herunterschrauben. Theoretisch könnte der Softwarekonzern auch ein Verkaufsverbot von Android erreichen. Richter William Alsup versuchte zwischenzeitlich, die Unternehmen zu einer außergerichtlichen Einigung zu drängen. Die Gespräche blieben jedoch ergebnislos. Der am Montag gestartete Prozess ist zunächst auf rund zwei Monate angesetzt.

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