Umstrittene Aktion

Islamisten verteilen Gratis-Koran auch in Österreich

Österreich
13.04.2012 12:51
Nach Deutschland hat die Debatte um die heftig umstrittene Koran-Verteilaktion radikaler Salafisten jetzt auch Österreich erreicht. Die FPÖ schlug am Freitag Alarm, nachdem Angaben der Partei zufolge bereits Koran-Aktionen in Wien, Graz, Klagenfurt und Vöcklabruck stattgefunden haben. Die Behörden seien darüber "informiert" und "aufmerksam", hieß es dazu am Freitag aus dem Innenministerium. Der deutsche Verfassungsschutz wertete die Koran-Verteilung indessen als "Propaganda".

Ziel des Koran-Projekts ist es nach Angaben der Initiatoren, 25 Millionen deutschsprachige Koran-Ausgaben an Nicht-Muslime, aber auch an Muslime zu verteilen. "Allahs Wort soll in jeden Haushalt in Deutschland, Österreich und der Schweiz einziehen", heißt es auf der dazugehörigen Internetseite, auf der auch Gratisexemplare bestellt werden können. Die Initiatoren rufen "jeden Bruder und jede Schwester" im Islam auf, das Projekt durch das Organisieren von Infoständen, Buchverteilungen oder durch Spenden zu unterstützen.

Alarmierende Verbindung zu radikalen Salafisten
Das vom Kölner Geschäftsmann Ibrahim Abou-Nagie im vergangenen Herbst initiierte Projekt "Lies! Im Namen des Herrn, der Dich erschaffen hat" gilt wegen seiner Verbindungen zu salafistischen Kreisen als brisant. Salafisten sind Anhänger eines idealisierten Ur-Islam, von denen manche im Verdacht stehen, einen gewaltbereiten Islamismus zu vertreten.

In mehreren deutschen Städten waren in den vergangenen Monaten bereits an Infoständen Gratisexemplare des Korans verteilt worden, was in den vergangenen Tagen zu heftigen politischen Debatten in Deutschland führte. Am Freitag wertete das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz die umstrittene Verteilung kostenloser Korane durch Salafisten in den deutschsprachigen Ländern schließlich als "Propaganda". Ein Sprecher des Amts verwies darauf, dass Salafisten Grundelemente der freiheitlichen Demokratie infrage stellten.

FPÖ kündigt parlamentarische Anfragen an
Doch während in Deutschland Politiker und Verfassungsschützer alarmiert seien, sehe der österreichische Verfassungsschutz bislang keinen Anlass für Ermittlungen, kritisierte die freiheitliche Nationalratsabgeordnete Sarah Winter in einer Aussendung. Sie kündigte parlamentarische Anfragen an das Innenministerium an. Angaben der Freiheitlichen zufolge fanden in Österreich bereits mehrere Verteilaktionen statt.

Der Wiener FPÖ-Chef Johann Gudenus kritisierte die "Aktion Koran" am Freitag ebenfalls aufs Schärfste und forderte den umgehenden Stopp. "Auch der deutsche Verfassungsschutz warnt, dass hier der Koran missbraucht wird, um salafistische Propaganda zu machen und Anhänger zu rekrutieren", so Gudenus.

Innenministerium: "Nichts Ungewöhnliches"
Der Sprecher des Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck, gab indessen zu bedenken, dass ein Verteilen von Informationsmaterial über Religionen "nichts Ungewöhnliches" sei. Es gebe nur dann eine Grundlage für ein Einschreiten, wenn "ein strafbares Verhalten oder ein Verdacht darauf" vorliege, so Grundböck. Als Beispiele nannte er Aufrufe zu Gewalt oder Verhetzung.

Laut Informationen der "Krone" will die Stadt Graz jedenfalls bei Ansuchen für weitere Infostände mit dem Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung "Kontakt aufnehmen und sich dort erkundigen, ob sich hinter dem Ansuchen Salafisten verbergen". In diesem Fall werde man keine Genehmigung erteilen, erklärte Harald Hrubisek vom Straßenamt.

Vonseiten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich gab es am Freitag keine offizielle Stellungnahme zur Koran-Verteilungsaktion. Man habe erst am Vortag erfahren, dass diese Aktion auch in Österreich stattfinde, hieß es.

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