"Krone"-Reportage

Schüler über PISA: Von “leicht” bis “furchtbar schwer”

Österreich
11.04.2012 17:00
Es ist also wieder da - das Schreckgespenst des österreichischen Bildungssystems. Am Mittwoch, dem ersten Tag nach den Osterferien, starteten in allen Bundesländern die PISA-Tests. Der "Krone"-Lokalaugenschein im Stiftsgymnasium von Lambach in Oberösterreich (erstes Bild) und an einer Wiener Hauptschule zeigt klar: Nicht jeder 15-Jährige ist auf demselben Bildungslevel. Im Burgenland etwa müssen auch Sonderschüler antreten.

Richtig nervös wirken sie zwar nicht, eine gewisse Anspannung können die zwölf Schülerinnen und Schüler der Kooperativen Mittelschule in der Schopenhauerstraße im 18. Wiener Gemeindebezirk (zweites Bild) aber nicht ganz verbergen. Immerhin gilt es, Österreich im internationalen Vergleich bestmöglich zu vertreten.

Um einiges aufgeregter dürften da schon die Verantwortlichen der heimischen Bildungspolitik die nächsten Wochen verfolgen. Denn mit PISA wird im Prinzip ihnen ein Zeugnis ausgestellt. Und ein schlechtes Ergebnis wie vor drei Jahren kann niemand brauchen. Da wundert es nicht, dass bis zuletzt versucht wurde, die teilnehmenden Schulen geheim zu halten.

"Ich finde es grundsätzlich in Ordnung, dass Bildungsstandards miteinander verglichen werden. Bei PISA stört mich zum Teil aber dann die Interpretation", erklärt KMS-Direktorin Erika Tiefenbacher (drittes Bild). Sie ist stolz auf ihre Schützlinge. "Auch einen Tag nach Ostern waren alle da!"

In Wien war es "nicht so einfach"
Insgesamt 5.000 Schüler aus 200 verschiedenen Bildungseinrichtungen müssen in den kommenden Wochen zum PISA-Test antreten - vom Gymnasiasten bis zum Sonderschüler. Schon jetzt zeigt sich, dass jeder den Test anders empfindet. Für die zwölf Wiener Schüler waren die Fragen nicht so einfach zu lösen.

Ganz anders sieht es im Realgymnasium im fast 1.000-jährigen Benediktinerstift von Lambach in Oberösterreich aus: Dort genießen Marie, Barbara, Anna-Maria und Laura-Sophie aus der 6. Klasse ihre Pause im sonnigen Stiftshof. Die Mädchen beteiligten sich mit 20 Altersgenossen an dem PISA-Test und sind sich einig: "Die Fragen waren weit leichter, als wir es erwartet haben. Wir waren eigentlich alle in der Hälfte der Zeit fertig." Vorbereitet haben sich die Schüler und Schülerinnen nicht extra. "Wir wussten ja gar nicht, was wir können müssen", so die 15-jährige Elisabeth. Und der 16-jährige Fabian kritisiert sogar: "Die Lösungswege wurden nicht gefragt, es hängt viel von der Motivation der Schüler ab."

Direktorin: "Gebt euer Bestes!"
Direktorin Monika Knöbl (viertes Bild) hat deshalb ihre Schützlinge extra gebeten: "Gebt euer Bestes!" Sie leitet seit September 2011 das Realgymnasium im Benediktinerstift Lambach. Anfang Jänner erfuhr Knöbl per Brief, dass ihre Schule für den PISA-Test ausgewählt worden war. "Der zusätzliche Verwaltungsaufwand hat mich ein wenig abgeschreckt, aber ich hab' mir gedacht, unsere Schüler sind so gut, dadurch verbessert sich auch das gesamtösterreichische PISA-Ergebnis. Vielleicht können wir so unser Scherflein zu einem Erfolg beitragen."

"PISA ist ein Auslaufmodell"
Rudolf Taschner, Mathematiker und Bildungsexperte, ist im Vorfeld zu PISA 2012 durchs Land getourt, um Lehrer wie Schüler PISA-fit zu machen. Er hofft auf eine Verbesserung: "Vor drei Jahren wurde der Test fast schon boykottiert. Da herrschte große Unsicherheit bei den Schülern, dazu kam die Lehrer-Revolte wegen der geplanten Mehrarbeit. Faktoren, die die Stimmung nicht heben."

Kritik übt der Bildungsexperte vor allem daran, dass "immer nur punktuelles Wissen getestet werden kann, niemals das, was echte Bildung ausmacht. Da werden Kinder getestet, die zweimal durchgefallen sind. Das drückt den Schnitt enorm. Andere Länder sind in der Auswahl ihrer Teilnehmer viel umsichtiger."

Ferner werde das Ergebnis viel zu spät bekannt gegeben, so Taschner, nämlich erst nach eineinhalb Jahren. So sei für die Getesteten jeder Bezug weg. "Außerdem erfahren sie nicht, wie sie abgeschnitten haben. Es gibt nur eine ganz allgemeine Wertung. Darüber hinaus gibt es Bereiche, wo wir weltweit absolute Spitze sind - etwa bei den Lehrlingen." Für den Bildungsexperten ist PISA ein Auslaufmodell: "2015, vielleicht noch 2018 - dann wird man sich etwas anderes überlegen müssen."

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