Brüssel steht still

Kontrolleur zu Tode geprügelt: Mann bedauert Handeln

Ausland
09.04.2012 11:31
Der junge Mann, der am Samstag einen Mitarbeiter des Brüsseler öffentlichen Nahverkehrs so schwer verprügelt hat, dass dieser starb, bedauert sein Handeln. "Ich hätte nie geglaubt, dass es dazu führen würde", ließ der 28-Jährige, der zum Zeitpunkt der Tat unter Alkoholeinfluss stand, über seine Anwälte ausrichten. Gegen ihn wird wegen Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt.

Der Mitarbeiter der Brüsseler Verkehrsbetriebe STIB wollte Samstag früh einen Unfall zwischen einem Bus und einem Auto dokumentieren, als es zu der tödlichen Gewalttat kam (siehe Infobox). Der 56-Jährige arbeitete als "Supervisor". Bei Unfällen, technischen Schwierigkeiten oder plötzlicher Krankheit eines Schaffners sind diese Mitarbeiter als Erste an Ort und Stelle, um das Problem zu lösen, erklärte eine STIB-Sprecherin.

Der betrunkene Fahrer des beteiligten Autos rief allerdings per Telefon Freunde zum Unfallort, wie die Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft berichtete. Wie der Fahrer sei auch ein zu Hilfe geeilter 28-jähriger Freund alkoholisiert gewesen. Der 28-Jährige prügelte dann so heftig auf den Kontrolleur, der den Busfahrer schützen wollte, ein, dass er kurz darauf starb. Der Mann flüchtete nach dem Vorfall, stellte sich später aber der Polizei.

Kollege: Opfer wollte in Kürze in Vorruhestand gehen
Der Nahverkehr in der belgischen Hauptstadt steht seit dem tragischen Vorfall still, die STIB-Mitarbeiter streiken aus Solidarität. "Er war ein außergewöhnlicher Kollege, der das Leben liebte", sagte Abdelahq Bouazza, ein Kollege des Getöteten, über den 56-Jährigen. Er hinterlasse eine Frau und vier Kinder und habe sich auf seinen ersten Enkel gefreut. In Kürze habe er in den Vorruhestand gehen wollen. Zwei seiner Kinder arbeiten demnach auch im Brüsseler Nahverkehr.

Innenministerin Joelle Milquet kündigte bereits am Samstag bessere Sicherheitsmaßnahmen an. Ein ursprünglich für Dienstag geplantes Treffen zwischen STIB-Vertretern mit Milquet und weiteren Politikern wurde auf Montagabend vorverlegt. Dabei sollte über mögliche Konsequenzen aus dem Vorfall wie neue Sicherheitsmaßnahmen verhandelt werden. Bis es zu einer Einigung kommt, sollen Busse und Bahnen weiter im Depot bleiben, wie die STIB auf ihrer Internetseite mitteilte.

Trauermarsch für getöteten Kollegen
Das Verkehrsunternehmen richtete für seinen getöteten Mitarbeiter ein Online-Kondolenzbuch im sozialen Netzwerk Facebook ein. Am Montag versammelten sich die Kollegen des getöteten Mannes zu einem Trauermarsch. Die Mitarbeiter der regionalen Transportunternehmen und des belgischen Bahnunternehmens SNCB schwiegen zwei Minuten. Schon am Tag der Tat waren mehr als 100 STIB-Mitarbeiter zu einem Schweigemarsch zusammengekommen.

Auch Gefängniswärter streiken nach Gewalttat
Indessen ist bekannt geworden, dass seit Sonntagabend auch die Wärter eines Gefängnisses im belgischen Andenne streiken. Dort hatten zwei Häftlinge eine Justizbeamtin als Geisel genommen und mehrere Beamte verletzt. Einer der beiden Geiselnehmer konnte am Sonntag zunächst flüchten, wurde dann aber festgenommen.

Nach Unruhen im November seien die Sicherheitsmaßnahmen in dem Gefängnis - theoretisch - verschärft worden, erklärte ein Vertreter der Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes gegenüber Belga. Mit der Umsetzung gebe es jedoch Probleme. Die Gewerkschafter wollen am Dienstag die belgische Justizministerin Annemie Turtelboom und Vertreter der Gefängnisleitung treffen. Bis dahin sollen Polizisten den Schichtdienst der streikenden Gefängniswärter übernehmen, hieß es.

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