Warf Fundsachen weg

Wiener Polizist (27) macht Kollegen zum Sündenbock

Österreich
06.04.2012 14:26
Einfach in den Müll geworfen hat ein 27-jähriger Polizist persönliche Gegenstände des Opfers eines Pkw-Einbruchs im Mai 2010, anstatt sie der Besitzerin wieder zurückzugeben. Als sich auch noch der ehrliche Finder nach dem Verbleib der Utensilien erkundigte, schob der 27-Jährige die Schuld einem Kollegen zu und behauptete, dieser habe sich offenbar nicht weiter darum gekümmert. Dieses Verhalten hatte für den Mann in Wien nun ein gerichtliches Nachspiel.

Ein Mann hatte 2010 die bei einem Pkw-Einbruch verschwundenen Gegenstände - für diese hatte der Dieb offenbar keine Verwendung - gefunden und auf einer Wachstube abgegeben. Der 27-jährige Beamte forderte den Finder auf, diese in die nächstgelegene Fundbox zu bringen. Da der Mann dafür aber keine Zeit hatte, blieben die Utensilien – ein Pass, eine Geldbörse und ein Brillenetui - vorerst am Schreibtisch des Polizisten liegen.

Am nächsten Morgen warf der 27-Jährige die Sachen kurzerhand in den Mülleimer. Der Pass sei "total verdreckt" gewesen, führte er bei der Verhandlung ins Treffen, zudem habe er nach einem Zwölf-Stunden-Dienst eine Kurzschlusshandlung gesetzt.

"Mich hat das erschüttert"
Doch der Beamte hatte Pech, denn wenige Tage später tauchte der Finder erneut auf der Wache auf und erkundigte sich, ob der Reisepass seinen rechtmäßigen Besitzer gefunden habe. Um seine Haut zu retten - die bestohlene Frau hatte bereits eine Diebstahlsanzeige erstattet -, belastete der Uniformierte in dieser Situation seinen Kollegen, mit dem er seit Jahren im selben Wachzimmer Dienst versah.

"Mich hat das erschüttert, wie ich das zum ersten Mal gelesen habe", bemerkte dazu der Richter, "wie kommt man dazu, einen Kollegen so hineinzureiten?" Denn da der fälschlich angeschwärzte Polizist nicht erklären hatte können, wo der Pass geblieben war, waren gegen ihn ein Straf- und ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Erst nach einigen Monaten stellte sich schließlich heraus, dass gegen einen Schuldlosen ermittelt wurde.

"Hab' Angst, was ich ihm sagen soll"
"Es war ein komplettes Blackout. Ich weiß, dass es der größte Fehler war. Die ganze Sache ist so in einen Strudel hineingeraten und hat eine Eigendynamik bekommen", sagte nun der Angeklagte vor Gericht kleinlaut. "Haben Sie sich eigentlich bei dem Kollegen entschuldigt?", wollte der Richter noch von dem 27-Jährigen wissen. "Ich habe ihn seither nicht mehr gesehen", erwiderte dieser. Auf ein entrüstetes Kopfschütteln des Richters hin fügte er hinzu: "Ich bin nicht dazu gekommen. Weil ich Angst hab', was ich ihm sagen soll."

Der Angeklagte wurde wegen dauernder Sachentziehung, Urkundenunterdrückung, Verleumdung und Falschaussage zu einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten verurteilt. Ob es für den inzwischen an eine andere Dienststelle versetzten Beamten auch berufliche Konsequenzen geben wird, entscheiden die Disziplinarbehörden.

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