Kritik an Piraten

Promis protestieren gegen Recht auf freies Kopieren

Web
06.04.2012 12:20
Unter dem Motto "Mein Kopf gehört mir" haben am Donnerstag 100 deutsche Schriftsteller, Unternehmer, Künstler und Politiker im "Handelsblatt" gegen die Piratenpartei protestiert. Sie kritisieren zum Teil heftig das Bestreben der gerade frisch in den Landtag des Saarlands eingezogenen Partei, das Recht auf geistiges Eigentum abzuschaffen.

"Wir sind der Überzeugung, dass die nichtkommerzielle Vervielfältigung und Nutzung von Werken als natürlich betrachtet werden sollte und die Interessen der meisten Urheber entgegen anders lautender Behauptungen von bestimmten Interessengruppen nicht negativ tangiert", schreiben die Piraten in ihrem Parteiprogramm und propagieren damit das Recht auf das freie Kopieren.

Vielen prominenten Schriftstellern, Künstlern oder Politikern, darunter etwa Schauspielerin Franka Potente, Regisseur Michael "Bully" Herbig oder Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, stoßen derlei Äußerungen jedoch sauer auf. Sie fürchten um ihr geistiges Eigentum. "Auch im YouTube-Zeitalter gilt: Ohne Urheberrechte gibt es in Film und Fernsehen keine Qualität. Deshalb sind sie unverzichtbar", moniert laut einem Bericht des Branchendienstes "Golem" etwa Franka Potente.

"Partei der Diebe"
Deutlich härtere Worte findet dem Bericht nach Hans-Hermann Tiedje, Ex-Chefredakteur der "Bild" und Medienmanager: "Wer im Internet klaut, der stiehlt! So einfach ist das. Die Piraten könnten ihr bisher ziemlich nutzloses Dasein sinnvoll entwickeln, wenn sie ihren Anhängern einen belastbaren Eigentumsbegriff vermitteln würden. Andernfalls werden sie sehr schnell einen neuen Namen bekommen: Partei der Diebe."

Die Piraten blendeten die wirtschaftlichen Wirkungsmechanismen in der digitalen Welt aus, kritisiert hingegen Leutheusser-Schnarrenberger. Sie verstünden das Internet der frühen Neunziger als Blaupause für das Urheberrecht im 21. Jahrhundert, so die Justizministerin. Das Netz sei jedoch kein eigener Raum, der nach seiner eigenen Logik ticke.

"Was die Piraten vorhaben, würde den Schutz geistiger Arbeit auf den Stand im Mittelalter zurückversetzen. Und das Ironische an der Sache: Ohne den Schutz geistigen Eigentums gäbe es wahrscheinlich weder Computer noch Internet, aber das scheint bei den Piraten keinen zu interessieren", sagt Autor Andreas Föhr gegenüber dem "Handelsblatt".

Künstler "halten brav die Klappe"
Laut Michael "Bully" Herbig ist das derzeitige Problem zum Teil jedoch auch hausgemacht: "Weil man nicht gerne als geldgeil und uncool und noch Schlimmeres gelten möchte, bleiben die meisten Künstler (gerne Urheber genannt) eingeschüchtert in 'Shitstorm-Deckung', halten brav die Klappe und hoffen, dass die Politik ihre Rechte verteidigt. Aber die wollen sich's natürlich auch nicht mit der 'Community' versauen. Und somit sind alle irgendwie unzufrieden... außer Google & Co", zitiert das Portal Horizont.net den Regisseur.

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