"Er war brutal"

TV-Doku: Gadafi vergewaltigte mit System Mädchen

Ausland
02.04.2012 22:34
Eine neue Dokumentation der renommierten österreichischen Journalistin Antonia Rados bringt schlimme Vorwürfe gegen Muammar al-Gadafi ans Licht. Der libysche Machthaber soll reihenweise junge Frauen - aber auch Männer - vergewaltigt haben. "Je mehr wir nachforschten, desto unglaublicher wurde es", so Rados, die mit ehemaligen Leibwächterinnen und auch Opfern sprach. Im Vorfeld der Ausstrahlung wurde aber auch Kritik am Werk von Rados laut.

Die Reportage, die RTL am Montagabend ausstrahlte, trägt den bezeichnenden Titel "Das Doppelleben des Diktators - Antonia Rados auf den Spuren des Vergewaltigers Muammar al-Gadafi". Die 58-jährige Kennerin des arabischen Raums hatte sich im März 2011 mit dem libyschen Herrscher zu einem seiner letzten Interviews vor der Befreiung Libyens und seinem Tod im Oktober getroffen.

Kurz nach dieser Begegnung sei Rados nach eigenen Angaben auf eine Geschichte aufmerksam geworden, die sie nicht mehr losgelassen habe. Nach RTL-Angaben wurde die Journalistin von einem Taxifahrer in Tripolis zu der Recherche über systematischen Missbrauch angeregt. Dem Mann fehlte eine Hand. "Er erzählte mir, Gadafis Helfer wollten ein Mädchen entführen, er aber habe es beschützt. Dafür wurde ihm zur Strafe die Hand zertrümmert", berichtet Rados.

Rados: "Sprengte Vorstellungskraft"
Bis zum Sturz des Diktators sei sie noch weitere vier Mal nach Libyen gereist, um diesen Vorwürfen nachzugehen, und habe mit Gadafis ehemaligen Leibwächterinnen und Vergewaltigungsopfern gesprochen. "Es gab viele Frauen, die Gadafi bewunderten und ihn treffen wollten. Dann vergewaltigte er sie. Wir erfuhren von vielen neuen Opfern - es sprengte beinahe die Vorstellungskraft", so Rados.

Es sei eine sehr schwierige Recherche gewesen. "Gadafi hatte sich gegenüber den Frauen wohl wie ein mittelalterlicher Feudalherr aufgeführt, der keine Rücksicht darauf nahm, wie alt oder wie jung eine Frau war. Wenn er sie haben wollte, dann nahm er sie sich."

Väter berichten von "Jahren der Schande"
Als Rados in die Stadt Sawia in Westlibyen reiste, habe sie weinende Väter angetroffen. Sie hätten von Erpressungen berichtet, von Jahren der Schande. Doch niemand habe darüber reden können. Eine Koranlehrerin kommt bei Rados zu Wort mit der Aussage: "Damals wagte keines dieser Mädchen zu sagen, sie sei von Gadafi vergewaltigt worden. Man hätte sie umgebracht."

Und eine junge Frau klagt an: "Uns holten die Leibwächter im Heim ab und brachten uns mit einem Wagen zu ihm. Sie sperrten uns in einen Raum. Gadafi kam dann irgendwann. Wir waren seine Gespielinnen. Er war ein schlechter Mensch - dreckig, gewalttätig. Ich weiß, wovon ich spreche."

Escort-Girls als Gastgeschenk
In einer psychiatrischen Anstalt in Tripolis habe Rados schließlich erleben können, wie rigoros die Libyer das Thema bis heute totschweigen. Unter grauenhaften Umständen wurden dort demnach Frauen behandelt, die es gewagt hätten, die sexuellen Übergriffe Gadafis öffentlich anzuklagen. Bis heute, ein halbes Jahr nach dem Tod des Diktators, dürfe Gadafi in Libyen nicht beschuldigt werden, ein Vergewaltiger zu sein.

Eine Lehrerin berichtete von einer verächtlichen Geste Gadafis: "Jeder wusste, dass Gadafi eine Frau antippte, wenn er sie haben wollte." Dieser Fingerzeig sei für den Geheimdienst immer der konkrete Hinweis gewesen, genau diese Frau zu ihm zu bringen. Auch internationale Geschäftsleute sollen von den Vorlieben Gadafis gewusst haben: Sie hätten Escort-Girls als Gastgeschenk mitgebracht, um den Despoten leichter zu Geschäften zu bewegen.

Auch junge Männer missbraucht?
Rados berichtete vor der Austrahlung der Reportage auch von sexuellem Missbrauch von Männern. So habe sie etwa den Bruder eines ehemaligen Leibwächters von Gadafi getroffen, der von dem Machthaber vergewaltigt worden sei. Der Mann habe allerdings nicht über den Vorfall reden wollen, aus "Angst vor Repressalien" durch Gadafi-Anhänger.

Im Vorfeld der Austrahlung wurde auch Kritik an der Dokumentation laut. "Es gibt keinen Grund, an ihren Recherchen zu zweifeln - aber viele Gründe, sich über ihre Methoden zu wundern", hieß es etwa in einem Bericht von "Spiegel Online". Als Beispiele wurden nachgestellte Filmszenen der Begegnungen junger Frauen mit Gadafi, angeblich reißerische Kommentierung und manipulativer Umgang mit Material genannt.

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