"Frei erfunden"

AnonAustria: Brisante E-Mails bloß Aprilscherz

Web
01.04.2012 07:43
Viel Lärm um nichts: Die Ankündigung des österreichischen Anonymous-Ablegers AnonAustria, Österreich mit der Veröffentlichung brisanter Politiker-E-Mails zu "erschüttern", hat sich als Aprilscherz entpuppt. Die angekündigten "Leaks" seien komplett frei erfunden gewesen, um die Aufmerksamkeit der Medien für die Vorratsdatenspeicherung "so weit wie es geht hochzukurbeln", hieß es in einer Mitteilung, die in der Nacht auf Sonntag veröffentlicht wurde. Bei vielen Sympathisanten dürften es sich die Internetaktivisten mit dieser Aktion jedoch verscherzt haben.

Mit einem eigens eingerichteten Countdown hatte es AnonAustria bis zuletzt spannend machen wollen: Um Punkt Mitternacht sollten die vermeintlich brisanten E-Mails veröffentlicht werden. Man habe über Monate hinweg "Dutzende E-Mail-Accounts von Politikern überwacht" und werde Dinge publik machen, die "Österreich erschüttern werden", hatten die Aktivisten in den Tagen zuvor versprochen (siehe Infobox).

Doch die "Operation Pitdog" entpuppte sich als Aprilscherz. Als kurz nach Mitternacht noch immer keine Daten veröffentlicht waren, vertröstete AnonAustria seine Follower über den Kurznachrichtendienst Twitter mehrfach, teilte schließlich sogar mit, dass die Veröffentlichung wegen einer sogenannten DDoS-Attacke seitens der Regierung nicht wie geplant stattfinden könne, versprach aber, die Daten schnellstmöglich zu nachzuliefern.

Bei einem sogenannten DDos-Angriff (Distributed Denial-of-Service) wird ein Webserver solange mit Datenanfragen überhäuft, bis er unter dieser Last zusammenbricht. Dass ausgerechnet Anonymous, das in der Vergangenheit häufig mittels solcher Angriffe Websites lahmgelegt hatte, zum Opfer einer solchen Attacke werden sollte, erschien vielen Twitter-Nutzern jedoch bereits unglaubwürdig. Erste Spekulationen darüber, dass es sich um einen Aprilscherz handeln könnte, machten die Runde.

"Leaks frei erfunden"
Eine offenbar eilig verfasste Mitteilung, auf die allerdings AnonGermany verwies, bestätigte dies schließlich: "Wie ihr sicher bemerkt habt, sind seit knapp drei Stunden keine Leaks erschienen. Der Grund sind innere Differenzen in den eigenen Reihen von uns. Für diese möchten wir uns bei euch entschuldigen", heißt es darin. Die Leaks seien frei erfunden gewesen, um die mediale Aufmerksamkeit auf die Vorratsdatenspeicherung zu lenken, die am 1. April in Kraft tritt (siehe Infobox). "Dies war auch ein voller Erfolg. Einige von uns können nicht mehr hinnehmen, dass ihr weiter belogen werdet. Jeder hier hat ein Recht auf Wahrheit, Freiheit und Demokratie."

Die angeblichen Angriffe der Regierung auf Anonymous-Server seien eine Ausrede gewesen, um Beobachter "weiter bei Laune zu halten", bis einem der Initiatoren dieser vermeintlichen Veröffentlichung eine Lösung einfalle. "Kämpft weiter für eure Privatssphäre! Wir hoffen, diese Aktion war vor allem der Politik eine Lehre, wie es sich anfühlt, wenn jemand Daten über einen hat, die nicht für die Öffentlichkeit gemacht sind,", so AnonAustria weiter.

Über Twitter gehen die Meinungen darüber, ob die Aktion nun ein Erfolg war oder nicht, allerdings auseinander. Einige sind der Meinung, dass diese Aktion AnonAustria und seiner Glaubwürdigkeit mehr geschadet als genutzt haben dürfte.

Am Sonntagnachmittag meldete sich dann AnonAustria zerknirscht zu Wort: Man entschuldige sich bei allen, denen man falsche Hoffnungen gemacht habe, könne die Enttäuschung verstehen und werde sich die Kritik an der Vorgehensweise zu Herzen nehmen, hieß es.

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