Kampf um Rohstoffe

China stößt US-Riesen ExxonMobil vom Erdöl-Thron

Ausland
30.03.2012 23:43
Im globalen Kampf um die Rohstoffe gewinnt China gegenüber den USA weiter an Boden. Der chinesische Ölkonzern PetroChina hat nach dem Umfang der Fördermenge 2011 den US-Giganten ExxonMobil überholt und ist damit zum weltgrößten Ölproduzenten aufgestiegen - ein historischer Teilsieg, ist es doch das erste Mal, dass ein chinesisches Unternehmen die Liste der börsennotierten ölfördernden Konzerne anführt.

PetroChina gewann im Vorjahr 886,1 Millionen Barrel Erdöl, wie die Nachrichtenagentur AP berichtete. Die Tagesförderung lag somit bei 2,43 Millionen Barrel, während ExxonMobil nur 2,3 Millionen Barrel Öl täglich gewann. Dabei steigerte PetroChina, dessen Aktien an der Hongkonger Börse gehandelt werden, 2011 die Ölgewinnung um 3,3 Prozent. Der US-Riese reduzierte dagegen seine Produktion laut dem Bericht um fünf Prozent.

Das Pekinger Unternehmen wurde von der chinesischen Regierung vor 13 Jahren geschaffen, um den wachsenden Hunger nach Öl für die boomende Wirtschaft der Volksrepublik zu sichern. Es verzeichnete in den letzten zehn Jahren ein rapides Wachstum.

Konzern betreibt aggressive Expansionspolitik
Möglich machten dies zum einen die Erhöhung der Fördermenge an den alten chinesischen Öl-Feldern, zum anderen das Ausbooten westlicher Unternehmen bei der Erschließung von Erdölreserven in den Ländern Afrikas, in Australien, Kanada, dem Irak und Katar. Seit 2010 lag die Gesamtsumme der Akquisitionen des Konzerns bei rund 7 Billionen Dollar - laut dem Datenanbieter Dealogic etwa doppelt so viel wie bei ExxonMobil im Vergleichszeitraum.

PetroChinas Aufstieg hebe demnach einen grundlegenden Unterschied in der Herangehensweise hervor, wie die größten Erdöl-Unternehmen planen, die Versorgung sicher zu stellen, wo doch neue Vorkommen schwieriger zu finden und die Förderung teurer geworden sind.

Jede größere Ölfirma suche laut AP aggressiv nach neuen Vorkommen, um ihre aktuellen Quellen zu ersetzen. Doch Analysten zufolge gehen westliche Ölfirmen wie ExxonMobil dabei konservativer als die chinesische Konkurrenz vor, da ihre Prioritäten bei Gewinnmaximierung und Steigerung der Anlegerrendite liegen. Auch mit um 19 Prozent höheren Ölpreisen schrieben die US-Unternehmen 2011 ohne Erhöhung der Fördermenge noch einen satten Gewinn.

Chinas Energiebedarf wächst rasant
PetroChina verfolge hingegen eine andere Mission, so die Analysten. Die chinesische Regierung hält 86 Prozent der Aktien und die Nation nutzt fast jeden Tropfen Öl, den PetroChina zu Tage fördert. Und der Appetit der Volksrepublik auf Benzin und andere Erdölprodukte wird sich Hochrechnungen zufolge bis 2035 verdoppeln. "Die Sorge um die Energiefrage ist groß", gibt der Energie-Historiker Dan Yergin zu bedenken. "Der Bedarf wächst einfach so schnell."

Dementsprechend muss auch PetroChina weiter wachsen. "Wir müssen unsere Anstrengungen vergrößern", verkündete PetroChina-Vorsitzender Jiang Jiemin Anfang des Jahres. Der Westen reagiert jedenfalls nervös auf die Einkaufstouren des Pekinger Konzerns. Die Chinesen könnten es anderen Ölunternehmen erschweren, Erträge für ihre Aktionäre zu erwirtschaften, warnen Analysten.

Nationale Interessen um jeden Preis durchsetzen
Ihre Bereitschaft im Kampf um Ölreserven jeden Konkurrenten auszubooten, treibe jedenfalls die Preise für die Ölfelder in die Höhe und die Kosten für Expansion würden explodieren, so die Analysten. PetroChina sei umso gefährlicher, weil der Konzern Energieexperten zufolge als börsennotiertes Unternehmen nicht als solches agiere. Statt im Interesse der Anleger zu wirtschaften, habe PetroChina vielmehr die Aufgabe die nationalen Interessen Chinas durchzusetzen - koste es was es wolle.

Doch auch wenn sich PetroChina nun an die Spitze der börsennotierten ölfördernden Unternehmen setzen konnte, liegt der Konzern noch weit hinter den nationalen Ölgesellschaften wie Saudi Aramco, die fast 8 Millionen Barrel pro Tag produziert. Und ExxonMobil ist immer noch der größte börsennotierte Energiekonzern, zählt man die Gesamtförderleistung von Erdöl und Erdgas zusammen. PetroChina rangiert hier - noch - hinter dem US-Giganten und BP an dritter Stelle.

Drittteuerstes Unternehmen der Welt
Außerdem ist ExxonMobil mit einem Marktpreis von rund 405 Milliarden Dollar viel mehr wert als der chinesische Konzern, der auf knapp 278 Milliarden Dollar geschätzt wird, wie aus einer Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young hervorgeht. PetroChina rangiert laut der Analyse hinter dem US-Mineralölriesen und dem IT-Konzern Apple auf Platz drei der zehn teuersten Unternehmen der Welt.

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