Plagiatsvorwürfe

Universität erkennt Ungarns Präsident den Doktortitel ab

Ausland
29.03.2012 19:11
Mit überwältigender Mehrheit von 33 zu vier Stimmen hat der Senat der Budapester Semmelweis-Universität am Donnerstag beschlossen, Ungarns Staatspräsidenten Pal Schmitt den Doktortitel abzuerkennen. Damit folgte der Senat einem Vorschlag des Doktoratsrates der Hochschule. Schmitt war in den vergangenen Wochen wegen Plagiatsvorwürfen gegen seine 1992 eingereichte Dissertation unter Beschuss gestanden.

Tivadar Tulassay, Rektor der Semmelweis-Universität, begründete die Entscheidung des Senats damit, dass die Doktorarbeit nicht den fachlichen, ethischen Kriterien entsprach.

Große Teile abgekupfert
Schmitt steht seit Wochen im Kreuzfeuer von Plagiatsvorwürfen. Eine Untersuchungskommission der Universität hat in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht festgestellt, dass der ehemalige Präsident des Ungarischen Olympischen Komitees große Teile seiner 1992 an der damaligen Sportuniversität eingereichten Dissertation von zwei anderen Autoren wörtlich übernommen hatte. Zudem habe er in den Text keinerlei Fußnoten oder sonstige direkte Quellenverweise eingefügt. Die Kommission machte allerdings die - heute nicht mehr als eigenständige Institution existierende - Sportuniversität dafür verantwortlich, den Doktoranden nicht rechtzeitig auf die Mängel hingewiesen zu haben.

Schmitt lehnt Rücktritt ab
Die konservative Tageszeitung "Magyar Nemzet", die der Regierungspartei Fidesz-MPSZ von Premier Viktor Orban nahesteht, forderte am Donnerstag in einem redaktionellen Kommentar offen den Rücktritt des Staatspräsidenten aus moralischen Gründen. Fidesz hatte nach der Veröffentlichung des Kommissionsberichts die Affäre noch für "beendet" erklärt. Die Opposition hingegen hatte einhellig Schmitts Rückzug gefordert, was der Präsident am Mittwoch jedoch ablehnte.

Laut Orban liege ein eventueller Rücktritt Schmitts nunmehr in dessen eigener Entscheidungskompetenz. Damit unterstrich der Premier am Donnerstag erneut die Immunität der Person des Staatspräsidenten. Diese Immunität sei nach Orbans Angaben laut der ungarischen Verfassung garantiert.

Der frühere olympische Fechter und langjährige hohe Sportfunktionär Schmitt, der zuletzt selbst als Fidesz-Politiker tätig war, war nach dem Wahlsieg seiner Partei 2010 vom Parlament zum Staatsoberhaupt gewählt worden.

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