Für alle Edelzangler

“Fifa Street” bringt trickreiche Kost auf die Konsole

Web
28.03.2012 12:11
Mit knapp 170 Zentimetern ist er zwar körperlich nicht der Größte, aber beim Fußballspielen macht ihm keiner etwas vor. Ein Rekord nach dem anderen zerbröselt. Seine Gegner streiten sich seit Neuestem schon in der Halbzeit um sein Trikot. Die Rede ist von Lionel Messi, der angeblich sogar besser sein soll als sein digitales Alter Ego auf der PlayStation.

Vor allem sein schier unerschöpfliches Repertoire an Tricks begeistert seine Fans weltweit. In "Fifa 12" kann zwar einiges davon schon nachgeahmt werden, aber erfolgreich ist man damit eher nicht. Für alle "Edelzangler", die getreu dem Motto "Ein Gaberl, ein Schupferl, ein Scheißerl, ein Goal" erfolgreich auf Torjagd gehen wollen, gibt es nun mit der Fortsetzung der "Fifa Street"-Reihe das passende Spiel. Der Spaß zu Tricksen steht dabei wie gehabt im Vordergrund - auch wenn der aktuelle Teil weitaus weniger Arcade-Charakter besitzt als seine Vorgänger.

Tricksen will gelernt sein
Dies irritiert insbesondere anfangs. Mit etwas "Fifa"-Erfahrung lassen sich zwar sofort erste Erfolge einfahren, aber ganz rund läuft es dabei nicht. Anfänger würden sich einen noch einfacheren Einstieg wünschen. Das liegt an den vielfältigen Möglichkeiten, den Kicker verschiedene Tricks ausführen zu lassen. Allein mit Passspiel ist es zwar auch möglich, Partien für sich zu entscheiden, doch nur mit einem guten Spiel Mann gegen Mann sind im weiteren Spielverlauf größere Erfolge möglich. Ein Blick in den Trainingsmodus kann daher nicht schaden.

Mit dem rechten Stick und in Kombination mit den Schultertasten trickst man die Gegner danach reihenweise aus. Damit das auch vernünftig klappt, wurde das Spieltempo entsprechend gedrosselt. Die Spiele finden zudem mit wenigen Spielern auf kleinen, engen Plätzen an den unterschiedlichsten Orten statt. Die Begrenzungen dürfen und sollten dabei als Bande verwendet werden, wodurch sich weitere spielerische Möglichkeiten eröffnen. Allerdings ist das Spielfeld etwa auf Parkplätzen nicht zu jeder Seite hin begrenzt, sodass ein Ball schon mal ins Out kullern kann.

Ein unkoordinierter Haufen
Die KI-gesteuerten Gegner und mitunter auch die Mitspieler sind mehr Hinder- und Ärgernis. Sie verhalten sich teilweise erstaunlich lahm und unkoordiniert. Das verwundert insbesondere, wenn man sich deren Qualität bei "Fifa 12" vor Augen führt. Leider unterbietet der Torwart dieses Niveau noch spielend. Denn eine alte, längst ausgestorben geglaubte Krankheit, ist wieder akut geworden: die verlorene Kunst des Ballfangens. Wenn der Ball nur langsam am Torwart vorbeikullert und dieser sich nur einfach bücken müsste, um ihn aufzuheben, sich stattdessen aber entschließt, lieber ungerührt zuzuschauen, reibt man sich zuerst verwundert die Augen, um beim nächsten Mal ein paar Verwünschungen hinterherzuschicken.

Bei Turnieren, bei denen Schiedsrichter im Einsatz sind, wird wohl auch jedem Fußball-Laien schnell klar, warum sich Fans am liebsten über die Pfeifenmänner aufregen. Im Gegensatz zur Spieler-KI betrifft es in diesem Fall nur die Vorteilsregel, die ignoriert wird - ärgerlich sind solche Schnitzer dennoch.

Österreich nicht mit von der Partie
Grund zum Zungeschnalzen bieten hingegen die schönen Animationen und die mit viel Liebe zum Detail gestalteten Felder. Die Spieler ähneln ihren realen Ebenbildern, wie auch bei "Fifa", stark. Dank der vorhandenen Lizenzen muss weder auf Messi noch einen anderen der europäischen Starspieler und die Topmannschaften verzichtet werden.

Österreich ist allerdings nicht mit von der Partie. Jetzt werden einige sicherlich einwenden, dass das aufgrund der Qualität unserer Kicker sowieso keinen Sinn machen würde. Das mag vielleicht bei dem einen oder anderen so sein, aber trotzdem würde es noch einen Tick mehr Spaß machen, wenn mit einem österreichischen Team in der Halle aufgegeigt werden könnte.

Steile, aber auch steinige Karriere
Bei den Spielmodi sticht der Word-Tour Modus heraus, in dem man als Nobody eine steile, aber auch steinige Karriere in Angriff nimmt. Während anfangs nur regionale Events bestritten werden können, steigern sich nach und nach die Aufgaben und die Spieler steigen – ähnlich einem Rollenspiel – mit wachsender Erfahrung im Level auf. Zudem lassen sich Punkte auf Fähigkeiten verteilen, wodurch sehr individuell ein Team mit bestimmten Stärken aufgebaut werden kann. Mit höherem Erfahrungslevel lernen die Spieler schließlich weitere Tricks dazu.

An Abwechslung mangelt es bei den Spielen ansonsten wahrlich nicht. Die Palette reicht von "Zwei gegen Zwei"-Partien auf einem winzigen Spielfeld bis hin zu Futsal-Turnieren. Den meisten Spielspaß bereiten aufgrund der eher lahmen KI jedoch der Online-Part sowie die Duelle mit menschlichen Gegnern.

Fazit: EA Sports hat bei "Fifa Street" den schwierigen Spagat zwischen Arcade und Simulation gewagt. Das Ergebnis kann sich dabei, wider Erwarten, sehen lassen. Die Schwächen des Spiels liegen schlussendlich woanders. Vor allem die KI verdirbt einiges an möglichem Spielspaß, den das Spiel durchaus mit sich bringt. Dem gegenüber stehen allerdings eine tolle grafische und akustische Umsetzung sowie eine eingängige Steuerung, die jedoch etwas Übung erfordert. Vor allem dank des sehr guten World-Tour Modus nimmt man die Schwächen des Arcade-Simulations-Crossovers schlussendlich gelassener in Kauf und stürzt sich dribbelnd, tricksend auf die Plätze, um wenigstens einmal für ein paar Minuten so zu glänzen wie ein Messi oder Ronaldo.

Plattform: PS3 (getestet), Xbox360
Publisher: EA Sports
krone.at- Wertung: 8/10 (Einzelspieler), 9/10 (Multiplayer)

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