Alleskönner-Pflanzen

Grazer Chemiker untersuchen das Potenzial von Algen

Wissenschaft
26.03.2012 15:07
Algen werden als die neuen Retter für drohende Energieversorgungsengpässe der Konsumgesellschaft propagiert. Die Chemiker Martin Mittelbach und Sigurd Schober von der Universität Graz plädieren jedoch für einen differenzierten Blick auf die enorm schnell nachwachsende Biomasse: "Algen sind zu wertvoll, um sie nur zu verheizen." Die beiden Experten sind anderen Verwendungsmodellen auf der Spur, etwa für Pharmazie und Kosmetik.

Pflanzen nicht nur für Nahrungszwecke anzubauen, sondern auch, um daraus Energie zu gewinnen, ist kein neuer Gedanke. In Japan, Israel, den USA, aber auch in Österreich wird wegen des hohen Erdölpreises und der steigenden Energienachfrage intensiv in diesem Bereich geforscht - insbesondere an einzelligen Algen.

Sie können Sonnenlicht wirksamer als herkömmliche Kulturpflanzen verwerten und wachsen sehr schnell. Und sie verbrauchen kaum Anbaufläche, weil sie auch in großen Bioreaktoren gezüchtet werden könnten. Da Algen bei ihrem Wachstum zuerst die Menge an CO2 binden, die bei der späteren Nutzung wieder freigesetzt wird, ist diese Energie unter dem Strich CO2-neutral, propagieren die Befürworter diesen Nutzungsweg.

"Als würde man aus Edelhölzern Pellets produzieren"
Projekte, die jedoch nur die Treibstoffgewinnung im Auge haben, halten die beiden Grazer Forscher für nicht sehr sinnvoll und wollen neue Wege einschlagen: Denn ähnlich wie bei Soja eignet sich nur ein Bruchteil der Algenarten für die Treibstoffgewinnung. "Das wäre so, als würde man aus Edelhölzern Pellets produzieren", erklärte Mittelbach.

Global existiere daher zunehmendes Interesse an Mikroalgenkultivierung zur Gewinnung hochwertiger Produkte für die Bereiche der Ernährung, Pharmazie und Naturkosmetik: Auf rund eine Milliarde Euro bei jährlichen Wachstumsraten im zweistelligen Bereich schätzen Mittelbach und Schober das Potenzial als Nahrungsergänzungsmittel. In Graz nimmt man daher die verwertbaren Inhaltsstoffe von Algen unter die Lupe.

Mikroalgen im Labor gezüchtet
Bei dem Projekt "Photochem" hat sich das Grazer Team mit Anzuchtstrategien einer bestimmten Spezies von marinen Mikroalgen (Nannochloropis oculata), deren Wertstoffextraktion und Charakterisierung beschäftigt. Diese Spezies zeichne sich durch einen hohen Omega-3-Fettsäure-Gehalt aus. Es wurde ein zweistufiger Photobioreaktor entwickelt, mit dem man - unabhängig vom herrschenden Klima - die Algen züchten und durch gezielte Fütterung und Prozesssteuerung die Speicherstoffe künstlich maximieren kann.

Danach wurden die Mikroalgen getrocknet und mit chemischen Lösungsmitteln die Inhaltstoffe extrahiert. Diese wurden im Hinblick auf die genaue Zusammensetzung analysiert, damit sie auch optimal verwertet werden können. Chlorophyll und andere Pigmente seien unter anderem potenziell wertvolle Inhaltsstoffe der Extrakte. Mittelfristiges Ziel seien anwendungsorientierte Versuche in größerem Maßstab, heißt es vonseiten der Forscher.

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