Bluttat aus Angst

Steirer sägt sich vor AMS-Untersuchung seinen Fuß ab

Österreich
27.03.2012 07:04
Unfassbare Tat in der Steiermark: Vermutlich aus Angst vor einer vom AMS angeordneten Gesundenuntersuchung bei der Pensionsversicherungsanstalt hat sich ein Oststeirer Montag früh seinen Fuß abgesägt. Der 56-Jährige aus dem Bezirk Feldbach wurde ins LKH Graz (Bild) geflogen - sein Zustand ist stabil. Seine Ehefrau erklärte gegenüber der Polizei, ihr Mann habe sich vor dem Termin, bei dem seine Arbeitsfähigkeit festgestellt werden sollte, "sehr gefürchtet".

Laut Polizei amputierte sich der Oststeirer mit einer elektrischen Kappsäge seinen linken Fuß oberhalb des Knöchels. Er hatte zuvor sein Bein offenbar mit Kabelbindern abgebunden. Danach warf der Mann den abgetrennten Fuß in einen Ofen - um sicherzustellen, dass der Körperteil nicht mehr angenäht werden kann.

Schwerverletzter alarmierte selbst die Einsatzkräfte
Der 56-Jährige alarmierte nach seiner Verzweiflungstat, vor der er nach Informationen der "Krone" eine Flasche Schnaps getrunken hatte, lallend die Einsatzkräfte. Die Polizei entdeckte ihn in seiner Garage. Die mit Nägeln auf zwei Sesseln montierte Kappsäge - ein Schutzblech war entfernt worden, der Sicherheitsschalter mit einem Kabelbinder fixiert - fanden die Beamten über einer Blutlache im Heizraum.

Außerdem holten die Polizisten noch den Fuß aus dem Ofen. Angenäht konnte der Körperteil aber nicht mehr werden, hieß es am Montagnachmittag aus dem Grazer LKH.

"Wir haben ihn in künstlichen Tiefschlaf versetzt. Er hatte nicht allzu viel Blut verloren, weil sich wegen des Schocks die Gefäße schließen", sagte der Notarzt Martin Schweiger. Der Zustand des Steirers war vorübergehend kritisch, habe sich aber stabilisiert. Dienstag früh konnte er bereits wieder aus dem Tiefschlaf geholt werden.

Interview mit dem Pressesprecher des AMS Steiermark
"Krone": Herr Gössinger, der Oststeirer, der sich den Fuß absägte, hatte einen Untersuchungstermin beim AMS?
Hermann Gössinger: Nein, er sollte sich Anfang April bei der Pensionsversicherung untersuchen lassen. Er hat nämlich gesagt, dass er nicht mehr arbeiten kann, und deshalb eine Reihe von gesundheitlichen Problemen angegeben, die wir abklären wollten. So sagte er zum Beispiel, dass er Beschwerden an der Wirbelsäule hätte.

"Krone": Wann war das AMS zuletzt mit ihm in Kontakt?
Gössinger: Mitte März hatten wir das letzte Mal mit ihm Kontakt. Nach der Untersuchung in der Gesundheitsstraße der Pensionsversicherung hätte er sich wieder bei uns melden müssen.

"Krone": Kann man den Mann als notorischen Arbeitsverweigerer bezeichnen?
Gössinger: Nein, überhaupt nicht. Er war einst Lagerarbeiter, hat seinen Job verloren und ist danach zum Langzeitarbeitslosen geworden, den wir aber permanent betreuten. Langzeitarbeitslos bedeutet, dass man mehr als ein Jahr lang keinen Job hat. Wir haben ihm schon einige Stellen angeboten, die er auch angenommen hat. Da waren auch geförderte Arbeitsplätze darunter, und er hat auch fleißig an Schulungen teilgenommen.

"Krone": Gab es irgendwelche Anzeichen, dass er sich so etwas antut?
Gössinger: Nein, es kann aber nicht mit dieser Untersuchung in Zusammenhang stehen, da sie ja erst Anfang April hätte durchgeführt werden sollen.

"Krone": Was könnte er sonst für einen Grund gehabt haben?
Gössinger: Er muss psychische Probleme haben, weil sonst macht man so was nicht. Ich glaube, dass er mit seiner Situation insgesamt nicht zufrieden ist.

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