Versorgungsflug

Raumtransporter der ESA auf dem Weg zur ISS

Wissenschaft
23.03.2012 07:03
Die Crew auf der Internationalen Raumstation ISS kann sich auf frische Kleidung und Zahnpasta freuen. Freitag früh ist das europäische Versorgungsschiff "Edoardo Amaldi" mit fast sieben Tonnen Ausrüstung an Bord einer Ariane 5-Rakete vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ins All gestartet.

Das 450 Millionen teure unbemannte Automated Transfer Vehicle (Automatisches Transferfahrzeug, kurz ATV) soll in fünf Tagen automatisch an der Außenstation der Menschheit im All andocken. Die sechs Besatzungsmitglieder warten schon gespannt auf seine Ankunft, denn an Bord werden nicht nur Werkzeuge, Experimentieranlagen, Wasser, Treibstoff, Lebensmittel und frische Kleidung sein.

Sport-BH und Kekse im Anflug
"Die Familien packten auch ein paar Sachen rein", erläuterte der Bremer ATV-Spezialist Rachid Amekrane. Was in den Überraschungspaketen steckt, bleibt aber geheim. Nur so viel verriet er: Kekse und Zuckerln sind darunter. Auch ein Sport-BH fliegt im Frachtraum des ATV mit. Dabei leben auf der ISS zurzeit nur Männer. Im Sommer zieht jedoch eine US-Astronautin in der Wohngemeinschaft im All ein.

Bevor das ATV "Edoardo Amaldi" am Ende seiner fünfmonatigen Mission dann wieder von der ISS ablegt, wird es mit Müll und von der Bordmannschaft nicht mehr benötigtem Gerät beladen. Anschließend wird der Raumtransporter über dem Südpazifik seine gezielt Umlaufbahn verlassen und beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre gefahrlos verglühen.

Größtes Versorgungsschiff für die ISS
Seit dem Ende der Spaceshuttle-Flüge im vergangenen Jahr ist das ATV das größte Versorgungsfahrzeug für die ISS. Sobald es an der ISS angedockt hat, werden seine Triebwerke zur regelmäßigen Anhebung der Umlaufbahn der ISS genutzt, um deren - auf den atmosphärischen Widerstand zurückzuführende - natürliche Absenkung auszugleichen. Außerdem kann "Edoardo Amaldi" eingesetzt werden, um Ausweichmanöver zu vollführen, falls potenziell gefährlicher Weltraumschrott der bemannten Raumstation zu nahe kommt.

Benannt ist das dritte ATV nach dem italienischen Physiker und Raumfahrtpionier Edoardo Amaldi, einem der Gründungsväter der Europäischen Weltraumforschungsorganisation ESRO (einem der Vorläufer der ESA) und des Europäischen Kernforschungszentrums CERN. Amaldi war zudem maßgeblich an der Entdeckung langsamer Neutronen beteiligt.

Flüge im Jahresrhythmus geplant
Bei diesem dritten in Serie produzierten ATV konnten Fertigung und Start zum ersten Mal innerhalb des anvisierten Zeitraums von einem Jahr durchgeführt werden. Damit werden die Raumtransporter ab jetzt im Jahresrhythmus als Versorgungsfahrzeuge für die ISS produziert, womit Europa beim Betrieb des orbitalen Außenpostens eine entscheidende Rolle zukommt. Die nächsten ATV mit den Namen "Albert Einstein" und "Georges Lemaître" sollen 2013 bzw. 2014 gestartet werden.

Mit einer Länge von ca. zehn Metern und einem Durchmesser von 4,5 m umfasst das ATV ein 45 m³ großes Druckmodul und ein russisches Andocksystem, das den bei den bemannten Sojus- Raumflügen und den Progress-Versorgungsfahrzeugen eingesetzten Systemen nachempfunden ist. Mit ausgefahrenen Solarpaneelen beträgt die Spannweite des ATV 22 Meter. Es ist dreimal so groß wie der russische Progress-Raumtransporter und bietet auch das Dreifache an Frachtkapazität.

20 Tonnen schweres Raumfahrzeug
Mit mehr als 20 Tonnen ist dieses technisch hochkomplexe Raumfahrzeug die schwerste von Europa jemals gestartete Nutzlast. Das ATV kann als autonom fliegende Plattform, als manövrierfähiges Raumfahrzeug und im angedockten Zustand als zusätzliches Raumstationsmodul verwendet werden.

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