"Krone" vor Ort

Bulgarien errichtet Hightech-Bollwerk am Tor zu Europa

Ausland
21.03.2012 17:02
Hightech-Hubschrauber, mobile Röntgenfahrzeuge, Infrarot-Überwachungstürme - Bulgarien gibt sich gewappnet, Europas Außengrenze zur Türkei dicht machen zu können. Was der "Krone" bei einem Lokalaugenschein demonstriert wurde. Anders als ihre griechischen Nachbarn scheinen sie der illegalen Zuwanderung tatsächlich effektiv den Kampf anzusagen - um so von der EU als vollwertiges Schengen-Mitglied akzeptiert zu werden.

Bulgarien - ein Kreuzweg zwischen Osten und Westen. Ein junges EU-Land, das seinen Bewohnern viel an Leid und Entbehrung aufbürdet - im Gegenzug aber selbst eine große Bürde zu tragen hat: den Schutz des Schengen-Raumes. Als eines der beiden Tore zu Europa ist Bulgarien maßgeblich dafür verantwortlich, die Außengrenzen vor der Flut illegaler Einwanderer zu sichern. Und trotz des alarmierenden Anstiegs an Flüchtlings-Aufgriffen in Österreich im Jahr 2011 scheint Bulgarien seine Hausaufgaben zu machen.

Griechenland "offen wie ein Scheunentor"
Anders als ihre griechischen Nachbarn, deren Grenze zur Türkei "offen wie ein Scheunentor" steht, und die von vielen Ländern für die Illegalen-Problematik in Europa verantwortlich gemacht werden. Bis zu 300 Flüchtlinge versuchen pro Tag (!) illegal über Griechenland nach Europa zu gelangen. Trotz tatkräftiger Unterstützung europäischer Grenzbeamter gelingt es den meisten auch. Bulgarien im Vergleich kam im gesamten Jahr 2011 auf 726 Aufgriffe von Flüchtlingen. Und das, obwohl die Grenze zur Türkei um einiges länger ist als jene der Griechen.

Doch warum entscheiden sich Illegale aus Pakistan oder Afghanistan lieber für Tür Numero 1, Griechenland, und meiden Bulgarien? Die "Krone" begleitete Österreichs Außenamts-Staatssekretär Wolfgang Waldner (im Bild links neben Bulgariens Vize-Innenminister Dimitar Georgiev)auf seinem Trip nach Bulgarien, um sich selbst ein Bild von der Situation im Land und vor allem an der Grenze zur Türkei zu machen. Schnell war klar: Auch wenn im Land selbst Armut, Kriminalität, Korruption und eine instabile politische Situation allgegenwärtig sind: Zumindest bei der Sicherung der Außengrenze kann sich Europa offenbar auf Bulgarien verlassen. Mit Hightech der neuesten Generation wird es Illegalen hier mehr als schwer gemacht.

Infrarot, Röntgen, Radar
Ob mit Wärmebild- und Infrarotkameras ausgestattete Hubschrauber, mobilen Röntgen-Bussen oder hochtechnischen Radar-Überwachungstürmen, die jeden Zentimeter des Grenzraumes rund um die Uhr überwachen - über Land gibt es kaum Möglichkeiten, an der eigens eingerichteten Grenzpolizeibehörde (die die Griechen übrigens offenbar nicht für notwendig erachten) vorbeizukommen. Auf dem Seeweg haben die ständig patrouillierenden Polizeiboote abschreckende Wirkung: Nicht ein Flüchtling (!) wurde im Vorjahr auf dem Wasserweg gesichtet.

Dass Bulgarien die Grenzsicherung mit aller Kraft vorantreibt, ist nicht verwunderlich. Oberstes Ziel ist nach dem EU-Beitritt nun die Vollmitgliedschaft im Schengen-Raum - um sich nicht länger als "zweitklassiges" EU-Land fühlen zu müssen. Anreiz (über die "psychologische Note" hinaus) bieten da aber natürlich auch ganz andere Vorzüge, die da wären: keine Personenkontrollen an den Grenzen, visafreie Kurzaufenthalte in EU-Ländern und vieles mehr. Im September wird die EU darüber entscheiden.

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