Eroberungsdrang

Kolumbus reloaded in Bolivien: “Und dann der Regen”

Kino
21.03.2012 15:55
Alles für die Kunst? Filmteams, die sich ganz und gar ihren Dreharbeiten widmen, beuten schon mal sich selbst und andere aus, ohne dies kritisch zu hinterfragen. Wie problematisch das sein kann, zeigt das Drama "Und dann der Regen" (Kinostart: 23. März) der spanischen Regisseurin Iciar Bollain und des Drehbuchautors Paul Laverty ("Sweet Sixteen", "The Wind That Shakes the Barley").

Bollain zeigt einen spanischen Künstlertrupp, der ein Drama über Kolumbus in Bolivien produzieren will, auch wenn der Eroberer dort nicht gelandet war. Doch die Drehbedingungen scheinen unschlagbar preisgünstig. Die Bewohner des ärmlichen Orts Cochabamba verdingen sich aus blanker Not schon für zwei Dollar am Tag als Statisten.

So scheint sich die Vergangenheit zu wiederholen und die Ironie der Geschichte könnte kaum beißender sein: Ausgerechnet bei der Produktion eines sozialkritischen Dramas über die Versklavung der Südamerikaner durch die Kolonialherren nutzen auch die Filmleute die Einheimischen aus. Dabei übersehen sie fast, wie brenzlig die Situation dort aktuell ist und wie sehr ihre Dreharbeiten zu einer Art Hohlspiegel ihres eigenen Filmthemas werden.

Im Mittelpunkt stehen drei starke Männerfiguren. Der Regisseur Sebastian (Gael Garcia Bernal) hat nur seine künstlerische Vision im Kopf. Gegen den Willen seines Produzenten Costa (Luis Tosar) setzt er durch, dass ausgerechnet der kämpferische Daniel (Juan Carlos Aduviri) den Anführer der indigenen Gruppe in seiner Leinwandgeschichte spielt.

Doch Costa, der vorhersieht, dass Daniel auch bei den Dreharbeiten Ärger machen wird, behält recht. Daniel setzt sich nicht nur gegen Ungerechtigkeiten am Set zur Wehr, sondern führt auch die Demonstrationen gegen die Privatisierung der Wasserversorgung in Cochabamba an und gefährdet damit das Gelingen des Films. Als sich der Konflikt zu bürgerkriegsähnlichen Kämpfen ausweitet, beginnen Sebastian und Costa, die Nöte der Menschen dort mit anderen Augen zu sehen.

Das sagt "Krone"-Kinoexpertin Christina Krisch zum Film: Regisseur Bollain ("Öffne meine Augen") skizziert in diesem vielschichtigen, mehrfach preisgekrönten Drama den manischen Eroberungsdrang der Spanier und verquickt ihn mit den Auswirkungen globaler Neo-Kolonisation durch mächtige Konzerne. Stimmige Musik von Alberto Iglesias und exquisite Kameraarbeit nehmen dem "Film im Film"-Szenario die Sperrigkeit.

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