Survival-Training

Überleben kann echt anstregend sein: “I Am Alive”

Spiele
16.03.2012 14:28
Erst kamen die Erdbeben, dann die Hungersnöte. Am Ende zählt nur eins: das nackte Überleben. Wie das sich anfühlt, können Gamer im virtuellen Survival-Training von Ubisofts Download-Titel "I Am Alive" fast schon spürbar miterleben.

Die Entstehungsgeschichte zu "I Am Alive" gleicht selbst einem Überlebenskampf: Auf der E3 2008 erstmals vorgestellt, sollte der Titel ursprünglich Anfang 2009 erscheinen. 2010 teilte Ubisoft mit, dass das Spiel komplett überarbeitet werde. Die Entwicklung wechselte im Zuge dessen von der französischen Spieleschmiede Darkworks ("Tom Clancy's Ghost Recon Advanced Warfighter") zu Ubisofts Studio in Shanghai, welches das Spiel nach einer weiteren Verzögerung schließlich als Downloadtitel für PS3 und Xbox 360 veröffentlicht hat.

Adam sucht seine Eva
In dessen Mittelpunkt stehen nun der Protagonist Adam und sein verzweifelter Versuch, in der unwirklichen und lebensfeindlichen Umgebung der Stadt Haventon bzw. dem, was davon noch übrig ist, Frau und Tochter ausfindig zu machen. Warum die Stadt in Trümmern und unter giftigem Staub begraben liegt, wird nur ansatzweise erklärt und damit zu großen Teilen der Fantasie des Spielers überlassen. Der hat aber ohnehin ganz andere Sorgen, als sich mit der Vergangenheit zu befassen: Plündernde Banden bestimmen nämlich das Ortsbild und trachten Umherwandernden nach dem Wenigen, was sie noch mit sich führen. Für Nächstenliebe ist kein Platz mehr, das menschliche Leben nicht mehr wert als die nächste Mahlzeit in Form einer Konservendose. Kurzum: Es herrscht der Ausnahmezustand und mangelt an allen Ecken und Enden.

Bis zur totalen Erschöpfung
Adam bekommt dies öfter zu spüren, als ihm lieb ist: Jede körperliche Anstrengung kostet Ausdauer, jede Verletzung zehrt an seiner Gesundheit. Um beides wiederherzustellen, benötigt er Nahrung oder Medikamente. Bekommt er diese nicht, kann die nächste Klettertour in den Ruinen der Stadt ein vorschnelles Ende nehmen. "I Am Alive" entpuppt sich als verschärfte Variante von "Prince of Persia": Erst einmal am Kraxeln, sinkt die Ausdauer unaufhörlich, bis sie schließlich aufgebraucht ist und Adam entkräftet in die Tiefe stürzt. Hinauszögern lässt dieser Prozess nur durch die Zufuhr von Nahrung oder spezielle Kletterhaken, die es Adam erlauben, sich an der Wand festzukrallen und seine Energiereserven wieder aufzufüllen.

Ist kein Haken vorhanden, bleibt Adam nur eine Möglichkeit, den drohenden Absturz zu verhindern: Mit dem Mut der Verzweiflung lassen sich noch einmal sämtliche Reserven mobilisieren, um es vielleicht doch noch ins Sichere – sprich: die Horizontale – zu schaffen. Nachteil dieser Methode: Der Gesamtvorrat an Ausdauer verkürzt sich dadurch bis zur nächsten Nahrungszufuhr dauerhaft, wird also nicht mehr vollständig regeneriert, sodass im schlimmsten Fall ohne entsprechende Vorräte nach jedem Kletterausflug ein Stückchen weniger Ausdauer zur Verfügung steht und somit die nächste Tour noch herausfordernder wird.

Der große Bluff
Festen Boden unter den Füßen, sieht die Lage meist jedoch nicht besser aus. Neben giftigem Staub und Sandstürmen, die Adam langsam das Leben aussaugen und es ihm deshalb nur kurz erlauben, sich darin aufzuhalten, warten besagte Plünderer auf den Überlebenskämpfer. Nun ist taktisches Geschick gefragt, denn, wie alle anderen Vorräte auch, sind Waffen bzw. die dazugehörige Munition spärlich gesät. Da hilft neben sparsamem Haushalten nur eins: bluffen.

Ein Gegner allein lässt sich meist noch mühelos mit dem "Standardwerkzeug", der Machete, beseitigen. Oder man richtet die Pistole – ob geladen oder nicht – auf ihn und hofft, dass er nicht näher kommt, sich stattdessen niederkniet und ergibt. Oder - entsprechenden Nachdruck vorausgesetzt – so weit zurückweicht, bis er unglücklicherweise in einen Abgrund stürzt. Sobald einer der Gegner jedoch selbst einen Schießprügel mit sich führt, wird es gefährlich – insbesondere, wenn im eigenen Lauf nur noch eine Kugel steckt oder der Vorrat an Pfeilen für den Bogen erschöpft ist. Also erst einmal die Hände hinter den Kopf, den Gegenüber schön langsam herankommen lassen und dann blitzschnell handeln…

Virtueller Nervenkitzel
Gerade dieses Gefühl, einer Gruppe von Gegnern ausgeliefert zu sein, und das Abwägen, welche davon man wie am besten überwältigt und für wen man bereit ist, eine Kugel zu opfern, machen den große Reiz des Kampfsystems aus. Gleiches gilt für die Klettereinlagen – die mag man zwar an anderer Stelle so oder so ähnlich schon erlebt haben, jedes Mal aufs Neue jedoch nicht zu wissen, ob die eigene Ausdauer für die vor einem liegende Strecke reicht, lässt den Nervenkitzel in die Höhe schnellen.

Spürbare Endzeitstimmung
Pokert man zu hoch und stirbt, ist allerdings nicht gleich aller Tage Abend. Für bewältigte Abschnitte oder Hilfe am verwundeten Mitmenschen wird Adam nämlich mit sogenannten Wiederholungen belohnt, die es ihm erlauben, zu einem früheren Zeitpunkt sein Glück erneut zu versuchen. Die Checkpoints liegen zwar nicht immer so, wie man es sich wünschen würde, aber schließlich geht es ja ums nackte Überleben. Und genau das bringt "I Am Alive" trotz Schwächen in der Erzählung wunderbar zur Geltung: Die trostlose Optik der Ruinen-Stadt, der sparsame Gebrauch von Musik und die vereinzelten Begegnungen mit anderen Überlebenden erzeugen eine schaurig-schöne Endzeitstimmung, die durch die vorgegebene Verknappung von Waffen und Ausrüstungsgegenständen noch verstärkt wird.

Fazit: "I Am Alive" nutzt bereits bekannte Gameplay-Elemente, setzt diese jedoch gekonnt zu einer neuen Spielerfahrung zusammen. Diese besticht vor allem durch ihre große Glaubwürdigkeit: Im Mittelpunkt der Story steht kein Superheld, sondern ein einfacher Mann, der mit dem Nötigsten um sein Überleben kämpft. Kritik muss sich der Titel aufgrund seines ungünstigen Speicher- bzw. Checkpoint-Systems und der mitunter hakeligen Steuerung beim Klettern gefallen lassen. Wenn jede Sekunde zählt, möchte man schließlich nicht unnötig an der Wand herumzappeln. Ungeachtet dessen lohnt der Blick auf "I Am Alive" - man will ja schließlich vorbereitet sein, wenn die Welt 2012 untergeht.

Plattform: Xbox (getestet), PS3
Publisher: Ubisoft
krone.at-Wertung: 8/10

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