Satelliten-Posse

Zu Kims Ehren: Nordkorea lügt sich ins Weltall

Ausland
16.03.2012 13:43
Das Buch mit skurrilen Geschichten aus Nordkorea ist um ein Kapitel reicher. Am Freitag kündigte das Regime in Pjöngjang an, einen Satelliten ins All zu schießen - zu Ehren des Staatsgründers Kim Il Sung, der heuer 100 Jahre alt geworden wäre. Doch westliche Beobachter halten den Plan für eine glatte Propaganda-Lüge. Sie vermuten, dass Nordkorea zwar eine Rakete starten wird, damit aber ganz andere Zwecke verfolgt.

Laut nordkoreanischen Angaben soll die Trägerrakete zwischen dem 12. und 16. April in den Weltraum geschossen werden. Mit an Bord ist angeblich der künstliche Himmelskörper Kwangmyongsong.

Angeblich bereits zwei Satelliten im All
Es ist nicht das erste Mal, dass das stalinistisch geführte Land einen solchen Start ankündigt. Bereits 1998 und 2009 wurden angeblich Satelliten ins All geschossen. Seitdem senden sie permanent Signale aus dem Weltraum - so versichert es zumindest Nordkorea. Westliche Staaten und Russland haben hingegen eine andere Sichtweise: "Sie sind einfach nicht da", berichtete unlängst die russische Raumfahrtagentur. Die USA wissen auch, woran das liegen könnte: Beide Trägerraketen seien nach dem Start samt Ladung ins Meer gestürzt.

Doch hinter dem vermeintlichen Satellitenstart steckt möglicherweise nicht nur hohle Propaganda, sondern auch ein handfestes militärisches Interesse. Westliche Experten vermuten, dass das Manöver nur als "Feigenblatt" dient, um eine Rakete mit hoher Reichweite abfeuern zu können - dass es sich also in Wirklichkeit um einen Waffentest handelt. Die verwendete Unha-3-Rakete soll angeblich bis in die USA reichen.

Westen ist alarmiert
Südkorea, Japan und die USA kritisieren den geplanten Start dementsprechend schon jetzt als Provokation und als Bruch der Resolution 1874 des UN-Sicherheitsrats, die jeglichen Einsatz ballistischer Raketentechnologie verbietet.

Pjöngjang hatte damals aus Protest die Gespräche zu seinem umstrittenen Atomprogramm abgebrochen und - angeblich - zum zweiten Mal eine Atombombe getestet. Nachdem der Dialog über Jahre auf Eis gelegen hatte, lenkte Pjöngjang erst Ende Februar dieses Jahres ein. Im Gegenzug für die Lieferung von 240.000 Tonnen Nahrungsmitteln aus den USA verpflichtete sich Nordkorea unter anderem zum Verzicht auf Tests weiterer Langstreckenraketen. Nach Ansicht von Beobachtern würde der nun geplante Raketenstart jede Entspannung mit den USA verhindern.

Nordkorea: "Start notwendig für wirtschaftliche Entwicklung"
Nordkorea hingegen wischte derartige Bedenken am Freitag beiseite. "Der Start des Beobachtungssatelliten ist notwendig für die wirtschaftliche Entwicklung und konform mit der friedlichen Nutzung des Weltraums", hieß es schlicht und ergreifend aus Pjöngjang.

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