Spindoktor entlarvt

Schwiegervater in London gab Assad Propagandatipps

Ausland
16.03.2012 13:52
Der gehackte private E-Mail-Verkehr des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad bringt jetzt auch seinen in London lebenden Schwiegervater Fawas Achras in Erklärungsnot. Wie die britische Tageszeitung "The Guardian" anhand zahlreicher E-Mails aufdeckte, soll Achras seinem Schwiegersohn u.a. Ratschläge gegeben haben, um die Berichterstattung über die Revolution in Syrien zu manipulieren.

Der 66-jährige Achras war bislang als modernisierender Einfluss auf seinen Schwiegersohn angesehen worden. Er ist u.a. Gründer und Vorstandsmitglied der Britisch-Syrischen Gesellschaft, die sich aktuell auf ihrer Website "bestürzt und entsetzt über die Gewalt und den Verlust von Leben in Syrien" zeigt.

Aber die E-Mails, die Achras zwischen Juni 2011 und Februar 2012 laut "Guardian" direkt an den persönlichen Posteingang des syrischen Präsidenten geschickt haben soll, zeichnen ein anderes Bild von dem Kardiologen, der in London einen hervorragenden Ruf genießt und in besten Kreisen der britischen Gesellschaft verkehrt.

Intensive Beratertätigkeit für Assad
Die elektronische Post, die der Zeitung von der syrischen Opposition zugespielt worden war, dokumentiert eine intensive Beratertätigkeit des Vaters von First Lady Asma al-Assad - zu einer Zeit als die Gewalt in Syrien immer weiter eskalierte. So geht daraus etwa hervor, dass Achras seinem Schwiegersohn geraten habe, er solle in Großbritannien veröffentlichtes Videomaterial, das die Folterung von Kindern durch das Regime zeigt, als britisches Propagandamaterial abtun.

Außerdem soll er ihm geraten haben, um die Foltervorwürfe zu entkräften, an die Misshandlung von Gefangenen durch US-Soldaten in dem Gefangenenlager Guantanamo und in Abu Ghraib zu erinnern. Im Dezember des Vorjahres empfahl Achras Assad den Angaben zufolge dann, einen staatlichen syrischen TV-Sender zu gründen, der in englischer Sprache sendet, "damit wir in ihrer eigenen Sprache und Mentalität zu der Welt sprechen können, um unsere Sicht der Dinge zu verbreiten".

Strategiepapier und schmutzige Witze
Ebenfalls im Dezember schickte der 66-Jährige seinem Schwiegersohn ein umfassendes Strategiepapier zur Widerlegung der Kritik am syrischen Regime. Darin warf er dem Westen angesichts der jüngsten "harten und unmenschlichen" Übergriffe auf Demonstranten an der Wall Street und London Heuchelei vor. Zudem stellte er infrage, warum sich die Vereinten Nationen mit der Zahl der Todesopfer in Syrien befassen sollten, wo doch so viele Menschen in Libyen ihr Leben lassen mussten, bevor der UN-Sicherheitsrat einberufen wurde.

Zwischendurch dürfte sich Achras aber auch die Zeit genommen haben, seinen Schwiegersohn aufzuheitern. So soll er Assad laut dem "Guardian"-Bericht via iPhone gewagte Witze u.a. über die Penisgrößen von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu und US-Präsident Barack Obama geschickt haben.

Blamage für einflußreiche Briten
Achras selbst äußerte sich bislang nicht zu dem Bericht über seinen regen E-Mail-Verkehr mit Assad. Die Enthüllungen könnten indessen auch für eine Reihe von Persönlichkeiten des britischen Establishments zur Blamage werden - auch wenn sich seit Beginn der Revolution in Syrien laut "Guardian" einige britische Bekannte und Mitglieder der von ihm gegründeten Britisch-Syrischen Gesellschaft von ihm abgewandt haben sollen.

So sitzen im Vorstand der Gesellschaft aktuell u.a. der ehemalige britische Botschafter in Syrien, Sir Andrew Green, und der ehemalige Oberbürgermeister von London, Sir Gavyin Arthur. Und Lord Charles Powell, Margaret Thatchers ehemaliger Stabschef, ist ein Treuhänder der "Syrien Heritage Foundation", einer von Achras gegründeten britischen Wohltätigkeitsorganisation.

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