Einsatztauglich?

Panjwai-Amokläufer litt an Schädel-Hirn-Trauma

Ausland
13.03.2012 07:47
Nach dem Amoklauf eines US-Soldaten in Afghanistan dringen erstmals Details über den mutmaßlichen Täter an die Öffentlichkeit. Wie US-Medien berichteten, habe der inzwischen Inhaftierte 2010 bei einem Einsatz im Irak schwere Kopfverletzungen erlitten. Die Militärärzte hätten dennoch grünes Licht für einen Einsatz in Afghanistan gegeben.

Bei dem heute 38 Jahre alten Soldaten sei nach einem Autounfall ein Schädel-Hirn-Trauma diagnostiziert worden, hieß es in einem Bericht der Tageszeitung "The Washington Post" unter Berufung auf namentlich nicht genannte Regierungsbeamte. Der Soldat sei damals von einem Fahrzeug überrollt worden.

Soldat verweigert Aussage
Der Unteroffizier hatte am Wochenende 16 Zivilisten, darunter auch Kinder und Frauen, durch teils gezielte Schüsse in den Kopf getötet (siehe Infobox). Mindestens fünf weitere Menschen wurden mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Der Amokschütze verweigert nach seiner Festnahme laut US-Medien bisher die Aussage. Fraglich bleibt somit neben dem Motiv für die Bluttat vorerst auch, wie der Mann mitten in der Nacht seine Militärbasis verlassen konnte.

Fest steht, dass es sich um einen ausgebildeten Scharfschützen handelt, der insgesamt dreimal im Irak gedient hat und seit Dezember in Afghanistan seinen Dienst versah. Die Identität des Mannes wollen die US-Behörden nicht bekannt geben, bevor Anklage gegen ihn erhoben werden kann.

Laut NATO-Kommandant spricht alles für Einzeltäter
Der Kommandant der NATO-Truppen in Afghanistan, US-General John Allen, betonte, nach bisherigen Ermittlungen müsse man von einem Einzeltäter ausgehen. Der Mann habe sich in der Nacht auf Sonntag von seinem Stützpunkt im Unruhedistrikt Panjwai entfernt. Darauf sei ein Suchtrupp aufgestellt worden, sagte Allen weiter. Kurz darauf habe man aber bereits erste Informationen über das Massaker erfahren. Mehrere Augenzeugen hatten nach dem Blutbad zunächst von mehr als einem Schützen gesprochen.

Außenministerin Hillary Clinton versprach indessen in New York, ihre Regierung werde alles tun, den Soldaten zur Verantwortung zu ziehen. "Es ist furchtbar, grauenhaft. Ich kann mir die Trauer der Familien nicht einmal vorstellen." Ungeachtet des Blutbads bleibe es aber weiterhin Ziel der USA, das Terrornetzwerk Al-Kaida zu besiegen, stellte das Weiße Haus klar.

Amokschütze droht Todesstrafe
US-Verteidigungsminister Leon Panetta schloss nicht aus, dass der Amoklauf des US-Soldaten mit der Todesstrafe geahndet wird. "Nach meinem Verständnis könnte das unter diesen Umständen infrage kommen", sagte Panetta am Montag. Er machte zugleich deutlich, dass die Tötungen die Afghanistan-Pläne der US-Regierung nicht durchkreuzen würden. "Wir können nicht zulassen, dass diese Ereignisse unsere Strategie oder die Mission untergraben, die wir haben", sagte er.

Die US-Regierung befürchtet, dass es zu neuen gewaltsamen Protesten wie nach den jüngsten Koran-Verbrennungen durch US-Soldaten kommen könnte. Das Blutbad sei geeignet, "Zorn und Emotionen an einem Ort anzufachen, in dem die Spannungen bereits beträchtlich sind", sagte der Sprecher des State Department, Mark Toner.

Hunderte afghanische Studenten haben am Dienstag im Osten des Landes die erste größere Protestkundgebung nach dem Massaker abgehalten. Die Studenten machten ihrem Unmut in Sprechchören Luft. Bei ihrer Demonstration in der Stadt Jalalabad trugen sie auch Banner, auf denen sie einen öffentlichen Prozess forderten.

Karzai-Delegation an Ort von Massaker beschossen
Eine hochrangige Delegation der afghanischen Regierung zur Untersuchung des Amoklaufs ist indessen am Dienstag am Ort des Massakers von Aufständischen angegriffen worden. Ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur, der die Delegation begleitete, berichtete von Explosionen und Schüssen. Sicherheitskräfte erwiderten das Feuer der Aufständischen, die von verschiedenen Seiten aus angegriffen hätten, sagte er. Mindestens ein Zivilist sei verletzt worden.

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