Quer bin ich

Gleitzeit: Ein Drifttraining im Mazda RX-8

Motor
14.03.2012 09:23
"Lossn kumman – und jetz gib eam ane mit!" Was klingt wie hilfreiche Zurufe von umstehenden bei einer Schlägerei im Prater, schallt aus einem Einwegfunkgerät, das ich mir im Mazda RX-8 an den Gurt gesteckt habe. Ich drehe (meist zu viele) Kreise auf dem rutschigen Belag des ÖAMTC-Fahrtrainingsgeländes in Teesdorf, mit dem Ziel, die Frage des Tages zu beantworten: Quer bin ich?
(Bild: kmm)

Die Stimme aus dem Funkgerät gehört Driftguru Christian Gunzinam, der eine Achtschaft an Jüngern (in der Mehrzahl Motor-JournalistInnen) um sich geschart hat, um den Sinn des Querstrebens zu ergründen. Mein Auto: ein Mazda RX-8, der vorletzte in Österreich Zugelassene seiner Art, mittlerweile beklebt im Stil des legendären Wankelmotor-Rennprototyps 787B, allerdings mit zwei statt vier Wankelscheiben und 231 statt 700 PS. Nachteil der Beklebung: Sie ist so auffällig, dass man echt aufpassen muss, was man macht, weil sie extrem die Blicke auf sich zieht. Der Wiedererkennungswert ist so hoch, dass mir ein Leser auf unserer Facebook-Seite geschrieben hat, ich hätte ihn gegen Mitternacht auf der Tangente überholt, als ich Tags darauf ein Foto gepostet habe.

Vorteil des Mazda: Heckantrieb, hartes Fahrwerk und eine sehr direkte Lenkung, gepaart mit der richtigen Portion Leistung. Überholen ist auch das Thema beim Driften: Das Heck soll zum Überholen ansetzen, wobei die Kunst ist, es nicht vorbeizulassen, sondern quasi auf gleicher Höhe zu halten. Dafür braucht es Geduld und ein gutes Gefühl im Hintern. Dabei geht es nicht um pubertäres Vollgasgeben am Kurvenausgang, sondern um das gezielte Einleiten des Drifts vor oder zu Beginn der Kurve.

Sicherheit durch Driften?
Richtig eingesetzt ist das Driften dann auch kein Vabanque-Spiel für Hasardeure, sondern ein Gewinn an Sicherheit, weil man das Untersteuern (also das Geradeausschieben über die eingeschlagenen Vorderräder) verhindert. Solange man das Driften aber nicht beherrscht, ist es, äh, ein Vabanque-Spiel für Hasardeure.

Und deshalb sind wir da. Zunächst erklären uns Profis wie Gerhard Berger und Walter Röhrl die Grundlagen des Driftens, via Video aus ihren Jugendtagen, denn aller technischer Fortschritt ändert nichts an der Fahrphysik. Lastwechsel durch Vom-Gas-Gehen oder Runterschalten, aufschaukeln vor der Kurve, Gas geben oder auch bremsen – es gibt unterschiedliche Arten der Drifteinleitung. Welche man wählt, ist teils Geschmackssache, teils kommt es auf die Situation an. Alles Erfahrungs- und Übungssache. Wichtig ist in jedem Fall eines: Immer dahin schauen, wo man hinfahren will, der Blick bestimmt die Richtung. Motorradfahrer kennen das – zumindest sollten sie es kennen.

Und es ist erstaunlich, wie schnell man das lernen kann. Zu Beginn des Drifttrainings fuhr das Auto mit mir Schlitten, im Lauf des Tages platzte der Knoten und es gelangen spielerisch Drifts, für die ich mir in der Früh noch einen Heiratsantrag gemacht hätte.

Und was hat das jetzt mit "kommen lassen" und "eine mitgeben" zu tun? Das beschreibt einen perfekten Drift: Vom Gas gehen, geduldig warten, bis das Heck kommt, rechtzeitig gegenlenken, dann Gas im richtigen Maß, um mit dem Gasfuß den Driftwinkel zu halten. Anfangs zieht man trotz der Hinweise via Funk mehr Kreisel statt Kreise, irgendwann kommt aus dem Lautsprecher "das war perfekt, jetzt brauchst nur noch ein Erfolgserlebnis", und plötzlich klappt's. Beim Radfahren weiß man hinterher auch nicht mehr, warum man es früher nicht können hat. Der Körper lernt es einfach.

Was es braucht, ist ein Auto mit Heckantrieb ohne oder mit abschaltbarem ESP. Und einen guten Trainer. Christian Gunzinam driftet übrigens am liebsten mit seinem Porsche 944 Turbo – aber der RX-8 hat's ihm angetan…

Ach ja, und das "quer bin ich"? Ganz in meinem Element.

Hinweis: Das Drifttraining war privat organisiert (der ÖAMTC bietet aber auch öffentliche Drifttrainings an). Organisator: Guido Gluschitsch. Foto: Rainer Behounek und Roland Scharf. Bearbeitung: Wolf-Dieter Grabner

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(Bild: kmm)



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