"DSK, hau ab!"

Proteste bei Auftritt von Strauss-Kahn an Cambridge-Uni

Ausland
10.03.2012 09:25
Ein Auftritt des früheren IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn an der britischen Elite-Universität Cambridge ist am Freitagabend von heftigen Protesten begleitet worden. Als einige der rund 200 Demonstranten versuchten, eine Absperrung zum Debattierclub Cambridge Union zu überwinden, kam es zu einem Handgemenge mit der Polizei. Wegen des Sprühens von Graffitis wie "Frauen haben etwas Besseres verdient" wurden zwei Menschen festgenommen.

Die wütenden Studenten riefen Slogans wie "DSK, hau ab!" und "Schäm dich!" vor dem Ort der Veranstaltung, bei der Strauss-Kahn über die Weltwirtschaft sprach. "Vergewaltigungsopfer bekommen dieses Forum nicht", stand auf einem der Spruchbänder. Der 62-jährige Franzose sei bereits mehrfach beschuldigt worden, Frauen belästigt zu haben, sagte der Student Jamie Gibson. Ihn einzuladen, sei "geschmacklos", ergänzte er.

Die Demonstranten hatten das Gebäude der Cambridge Union Society umstellt, wo Strauss-Kahn vor ausgewählten Studenten einen Vortrag über Globalisierung und die Euro-Zone gehalten hatte. Die Protestrufe waren auch im vollbesetzten Saal des Debattierclubs zu hören. "Sie können tun, was sie wollen - ich denke, sie haben Unrecht", kommentierte Strauss-Kahn nach Angaben eines Teilnehmers die Demonstration. Die strafrechtlichen Vorwürfe gegen ihn seien in New York fallengelassen worden, betonte er.

DSK flüchtete im Polizeiauto
Strauss-Kahn musste nach dem Verlassen des Gebäudes in einem Polizeiauto vor den Demonstranten in Sicherheit gebracht werden. Die Protestteilnehmer versuchten zudem, von der Polizei errichtete Sicherheitssperren zu überwinden. Außerdem bewarfen sie das Fahrzeug mit Plaketen, in dem der ehemalige IWF-Chef und französische Ex-Spitzenpolitiker weggebracht wurde.

"Ich denke, er hätte nicht hierher eingeladen werden dürfen, um vor Studenten zu sprechen", meinte der Student Morgan Wild (23) gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Offenbar sei dies ein Teil einer PR-Kampagne, um seine Reputation wieder herzustellen. "Und wir sollten dabei für dumm verkauft werden", empörte sich Wild.

Debattierculb verteidigt DSK-Einladung
Der Debattierclub verteidigte dagegen die Einladung Strauss-Kahns. Dieser sei "außerordentlich gut qualifiziert", um über ökonomische Themen zu sprechen. Kritiker hatten im Vorfeld 800 Unterschriften gegen den Auftritt gesammelt.

Verfahren wegen Zimmermädchen-Affäre eingestellt
Strauss-Kahn war im vergangenen Jahr als Chef des Internationalen Währungsfonds zurückgetreten, nachdem er wegen des Vorwurfs der versuchten Vergewaltigung eines Hotel-Zimmermädchens in New York festgenommen worden war. Ein Strafverfahren stellte die US-Justiz im August ein, da Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Zimmermädchens aufgekommen waren. Ein zivilrechtliches Verfahren läuft aber noch.

Der Anwalt des Zimmermädchens Nafissatou Diallo, Douglas Wigdor, verurteilte den Auftritt in Cambridge. "Das ist ein Affront für alle Opfer von Sexualstraftaten", sagte er vor rund hundert Studenten in Cambridge. Er verlas auch eine Erklärung der französischen Autorin Tristane Banon, die Strauss-Kahn ebenfalls einen Vergewaltigungsversuch vorwirft. Sie habe "naiverweise" angenommen, jemand wie Strauss-Kahn werde nicht mehr zu Vorträgen eingeladen, hieß es darin.

Weitere Bilder der Proteste in Cambridge findest du in der Infobox!

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