Franzosen-Trauma

Packendes Juden-Drama mit Thomas: “Sarahs Schlüssel”

Kino
07.03.2012 14:15
Die jüngste Geschichte der Juden in Frankreich darzustellen, ist für jeden Regisseur eine Herausforderung. Die Filme laufen Gefahr schockierend, naiv, pathetisch oder unehrlich zu sein. Nicht so "Sarahs Schlüssel" (Kinostart: 9. März). Dem französischen Filmemacher Gilles Paquet-Brenner ist eine einfühlsame und bewegende Geschichte über ein zehnjähriges Mädchen gelungen, das im Juli 1942 zusammen mit fast 13.000 Juden in Paris zur Deportation aufgespürt wird.

Der Film ist reine Fiktion und orientiert sich an dem Bestseller der französischen Autorin Tatiana de Rosnay. Dass er jedoch der Wirklichkeit so verstörend und aufwühlend nah kommt, liegt daran, dass sich das Drama auf zwei Zeit- und Erzählebenen abspielt: einerseits die Deportation der kleinen Sarah im Juli 1942, andererseits die Geschichte von Julia 67 Jahre später.

Julia ist Journalistin und recherchiert für einen Artikel über die Razzia. Auf der Suche nach dem Schicksal der zehnjährigen Sarah verweben sich die Fäden zwischen ihrem Leben und dem von Sarah immer mehr. Die Reporterin entdeckt ihre eigene Familiengeschichte.

16. Juli 1942: Die Polizei dringt in die Wohnung der Familie Starzynski ein. Zusammen mit rund 13.000 anderen Pariser Juden wird Sarah mit ihren Eltern ins Radrennstadion Vel' d'Hiv gebracht. Unter unmenschlichen Bedingungen werden sie dort zusammengepfercht, bevor sie in Durchgangslager transportiert werden. Sarah wird von ihren Eltern getrennt und kann fliehen. Sie muss nach Paris zurück, um ihren Bruder aus dem Wandschrank zu befreien. Dort hatte sie ihn eingesperrt, weil sie ihn vor der französischen Polizei schützen wollte.

Paris 2009: Bertrand Tezac besichtigt zusammen mit seiner Frau und Journalistin Julia ihre zukünftige Wohnung, die seit 1942 seinen Eltern gehört. Sie recherchiert an einer Geschichte über die Deportation der Pariser Juden in jenem Sommer. Sie will auch mehr über die Wohnung wissen und darüber, unter welchen Umständen ihre Schwiegereltern nur einen Monat nach der Hetzjagd auf die Juden in den Besitz der Wohnung gekommen sind. Bei ihren Nachforschungen stößt sie auf ein Bild von Sarah und erfährt, dass sich in ihrer zukünftigen Wohnung ein menschliches Drama abgespielt hat.

Das sagt "Krone"-Kinoexpertin Christina Krisch zum Film: Basierend auf der literarischen Vorlage von Tatiana de Rosnay offenbart dieser Film Verflechtungen zwischen der Vergangenheit und dem Heute und noch nicht aufgearbeitete Traumata der Franzosen. Eine zutiefst bewegende, nie aber rührselige Hommage an den Mut einer jungen Überlebenskämpferin - wider das Vergessen.

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