Im russischen Häfn

Bleibtreu unter Terrorverdacht: “Die vierte Macht”

Kino
07.03.2012 14:08
Paul Jensen hat ein paar ziemlich schlechte Wochen: Seine Ehefrau hat ihn verlassen, die potenziell glorreiche Journalismuskarriere steckt im Boulevardsumpf fest und der Neuanfang in Moskau bringt statt Ruhm gleich mal einen unverhofften Gefängnisaufenthalt wegen Verdachts auf Terrorismus. Moritz Bleibtreu hat im neuen Film von "Die Welle"-Regisseur Dennis Gansel, "Die vierte Macht" (Kinostart: 9. März), nicht viel zu lachen.

Paul (Bleibtreu), in Berlin als Klatschreporter in Verruf gekommen und von seiner Ehefrau verlassen, soll in Moskau dem angeschlagenen Boulevardmagazin seines russischen Mentors neuen Glanz verleihen. Schnell fühlt er sich wohl in der Metropole, zieht mit dem Fotografen Dima (Max Riemelt) durch das wilde Nachtleben.

Eines Tages wird vor seinen Augen auf offener Straße ein kritischer Journalist erschossen. Die schöne, toughe Reporterin und Regimegegnerin Katja (Kasia Smutniak), in die sich Paul prompt verliebt, bringt ihn dazu, den Kollegen auf den Partyseiten zu würdigen. Kurz darauf landet der Berliner im Gefängnis: Nach einem Sprengstoffanschlag in der U-Bahn, in den auch Katja verwickelt sein soll, steht er unter Verdacht, tschetschenische Terroristen zu unterstützen.

Nach der Romanverfilmung "Die Welle" bedient sich Regisseur Dennis Gansel mit "Die vierte Macht" erneut eines politisch brisanten Stoffs. Wladimir Putin ist in Gansels Russland zwar nicht an der Macht, Parallelen mit der Realität sind aber klar erkennbar: Der Mord an einem Journalisten erinnert an jenen der Reporterin Anna Politkowskaja im Jahr 2006, die Zensur regimekritischer Inhalte an die schier nicht vorhandene Pressefreiheit, mit der Russland laut "Reporter ohne Grenzen" auf Platz 142 von 179 Ländern liegt. Man wollte nicht direkt einen Film über russische Politik machen, erklärt Moritz Bleibtreu. "Es ging uns darum: Was kann dir als Individuum passieren, wenn du in einem totalitären Regime unter die Räder kommst."

Das sagt "Krone"-Kinoexpertin Christina Krisch zum Film: Regisseur Dennis Gansel traut sich was. Schon immer. Das bewies sein NS-Drama "Napola" ebenso wie die Faschistenparabel "Die Welle". Auch mit diesem Action-Thriller kredenzt er uns atmosphärisch reißerisches Kino, lässt die Zuschauer Zeugen einer finsteren Intrige werden. Und mit kleinen Logik-Faiblessen kokettiert er schlicht. Allein, dass ein deutscher Blattmacher ohne Russischkenntnisse über die Moskauer Party-Szene berichten soll, ist wenig plausibel. Moritz Bleibtreu schlägt sich dennoch wacker.

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