Herumgehacke

Kampf um die Hackordnung in EAs “Syndicate”

Spiele
02.03.2012 15:16
"Hack nicht dauernd auf mir herum!" Ein Satz, den wir in Zukunft noch öfter hören könnten, sollte sich bewahrheiten, was EA in seinem jüngsten Shooter "Syndicate" prophezeit. Solange man in der "Hackordnung" allerdings ganz oben steht, ist das durchaus spaßig.

Es ist ein düsteres Zukunftsbild, das die schwedischen Entwickler von Starbreeze Studios ("The Cronicles of Riddick", "The Darkness") in ihrer Neuinterpretation des gleichnamigen Titels aus dem Jahr 1993 wieder aufgreifen: Multinationale Konzerne sind an die Stelle von Regierungen getreten und lenken fortan die Geschicke der Menschheit, die dank implantierter Chips zwar keine elektronischen Geräte mehr mit sich herumtragen muss, dafür aber gläsern und anfällig für Manipulationen von außen geworden ist. Im Wettbewerb um die Herstellung des bestens Chips, und damit die Kontrolle über die Bevölkerung, schrecken die namensgebenden Syndikate und ihre schwer bewaffneten, auf Industriespionage spezialisierten Agenten vor nichts zurück.

Einer dieser Agenten ist Miles Kilo, seines Zeichens Angestellter des Eurocorp-Konzerns, der mit dem Prototypen des sogenannten Dart 6 gerade das nächste gewinnträchtige Schwergewicht am Chip-Markt entwickelt hat. Dummerweise scheint die Konkurrenz davon jedoch bereits Wind bekommen und ein ähnliches Produkt konstruiert zu haben. Miles bricht daher auf, das Chip-Plagiat zu zerstören und den Maulwurf in den eigenen Reihen aufzuspüren.

So weit die spannende Hintergrundgeschichte des Egoshooters, der sich jedoch nicht allein dadurch positiv von seinen Mitbewerbern abhebt. Für frischen Wind im Genre sorgt vor allem ein bestimmendes Gameplay-Element: das Hacken. Selbst mit dem Dart-6-Prototypen ausgestattet, ist Miles nämlich in der Lage, elektronische Geräte aller Art, aber auch Gegner drahtlos "kurzzuschließen".

In den Selbstmord gehackt
Im harmlosesten Fall programmiert der Agent im Vorbeigehen die Liftanlage um oder verschafft sich Zugang zu zuvor verschlossenen Sicherheitsbereichen. Im schlimmsten Fall – zumindest aus Sicht seiner Widersacher – nutzt Miles seinen Chip jedoch, um Geschütztürme umzupolen, Panzerungen zu deaktivieren, Waffenfehlfunktionen zu verursachen oder die ebenfalls gechippten Gegner in den Selbstmord zu treiben.

Das dafür benötigte Hacking-Talent nennt sich sinnigerweise "Suizid" und wird durch Miles' körpereigenes Adrenalin gespeist, was wiederum durch feindliche Kills erst so richtig zu fließen beginnt. Anders ausgedrückt: Je effektiver Miles um sich ballert und trifft, desto schneller und öfter stehen ihm seine Hacking-Fähigkeiten zur Verfügung.

Gleiches gilt auch für Miles' zweites Talent, das sogenannte "Fehlfeuer", welches die Waffen anvisierter Feinde in deren Händen explodieren lässt, sie dadurch kurzzeitig zu Boden wirft und somit verwundbarer für konventionelle Kugeln macht. Letztere verteilt Miles mittels Pistole oder größerem Schießprügel (MG, Schrotflinte, Scharfschützengewehr etc.), allerdings lassen sich nur maximal zwei Waffen zeitgleich mitführen.

Dass Miles notfalls auch ganz ohne Bleivergießen – zumindest aus der eigenen Waffe – auskommt, beweist die dritte Fertigkeit, genannt "Überzeugung". Sie zwingt Widersacher dazu, kurzzeitig die Fronten zu wechseln und das Feuer auf die eigenen Kameraden zu eröffnen, ehe der derart gehackte Feind am Ende wie beim "Suizid" die Waffe gegen sich selbst richtet.

Schritt für Schritt zum Profi-Hacker
Neben diesen drei Hauptfertigkeiten können im Spielverlauf weitere – passive - Hacking-Talente freigeschaltet werden, darunter etwa die Fähigkeit, durch einen Kill im Nahkampf die Gesundheit zur Hälfte wiederherzustellen. Darüber hinaus erlaubt der implantierte Chip es Miles, die Umgebung in der sogenannten Dart-Ansicht genauer unter die Lupe zu nehmen. Feinde und andere strategisch wichtige Ziele werden dabei farblich hervorgehoben – optimal, um effizient aus der Deckung heraus zu operieren und mit dem bloßen Auge vorher nicht sichtbare Gegner ausfindig zu machen. Sogar die Zeit lässt sich mithilfe des Chips manipulieren.

Geschickt miteinander kombiniert, erlauben die einzelnen Hacking-Fertigkeiten äußerst rasante Aktionen und sorgen so für Dynamik auf dem Schlachtfeld der Zukunft. Viel zu oft wird das Tempo leider allerdings durch ruhigere Abschnitte, in denen der Spieler teils planlos umherirrt, wieder herausgenommen. Hinzu kommt, dass die taktische Vorgehensweise mitunter stark vorgegeben ist, sich also nicht alle Talente immer so nutzen lassen, wie man es selber gerne hätte – beispielsweise bei den teils äußerst kniffligen Bosskämpfen.

Blendende Aussichten
In technischer Hinsicht gibt es an "Syndicate" wenig zu kritisieren. Auf der PS3 läuft das Spiel selbst im ärgsten Gefecht flüssig, einzig die Ladezeiten zwischen den Levels hätten hier und da etwas kürzer ausfallen können. Optisch präsentiert sich der Titel mit Ausnahme einiger Abschnitte in New York, wo noch einige wenige ungechippte Menschen ihr Dasein fristen, sehr steril, kalt und aufgeräumt, was allerdings gut zum Zukunftsszenario passt und zusammen mit den an "Matrix" und "Tron" erinnernden Elektroklängen die nötige Atmosphäre schafft. Gewöhnungsbedürftig sind allerdings die Lichteffekte: Die ständigen Lens Flares blenden mitunter so stark, dass es fast schon störend ist.

Koop-Multiplayer für vier Spieler
Pluspunkte sammelt "Syndicate" dafür mit seinem Koop-Multiplayer. Losgelöst von der Kampagne, können darin bis zu vier Spieler auf neun verschiedenen Karten ihre Teamfähigkeiten unter Beweis stellen. Zusammenarbeit wird dabei großgeschrieben: Wer sich nicht an die ihm zugeteilte Rolle hält - beispielsweise die des Scharfschützen - und auf eigene Faust losstürmt, bezahlt das schneller als ihm lieb sein mag mit dem virtuellen Ableben.

Fazit: Eine etwas tiefgründigere Story als bei Vertretern dieses Genres normalerweise üblich und das auf das Hacking von Gegner und Gegenständen ausgelegte Gameplay machen Syndicate zu einem durchaus interessanten und spielenswerten Titel. Leider gelingt es der Kampagne aber nicht, die anfängliche Begeisterung dauerhaft aufrechtzuerhalten, sodass Syndicate unterm Strich dank Optik, technischer Umsetzung und nicht zuletzt dem Koop-Multiplayer zwar ein grundsolider, aber kein herausragender Shooter ist.

Plattform: PS3 (getestet), Xbox 360, PC
Publisher: Electronic Arts
krone.at-Wertung: 8/10

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