Interview in Paris

Springsteen: “Bad Banker gehören in die Hölle geschickt”

Musik
26.02.2012 22:36
"The Boss" Bruce Springsteen ist ziemlich wütend – auf sein Land, die Finanzhaie und die soziale Ungerechtigkeit. Die Wut verwandelte er in die Songs seines neuen Albums "Wrecking Ball", über das er nun ausnahmsweise mit der Presse sprach.
(Bild: kmm)

Wenn Springsteen nicht gerade Musik macht, dann hört man nicht viel von ihm. Mit seiner Familie – Ehefrau Patti Scialfa und drei mittlerweile erwachsenen Kindern – führte er in den vergangenen zwei Jahrzehnten ein beschauliches Leben auf einer Pferdefarm in New Jersey. Er mag einer der ganz Großen des Rock 'n' Roll sein, doch vom üblichen Rummel des Showbiz hält er sich fern. Als er 2009 eine Pressekonferenz vor seinem Auftritt beim Super Bowl gab, da war das seine erste seit 25 Jahren.

Auch seine Alben ließ er gegenüber der Presse meistens so gut wie unkommentiert stehen. Umso erstaunlicher war es nun, dass er für sein neues Werk "Wrecking Ball" Journalisten aus aller Welt zum Gespräch nach Paris lud. Dort feierte die Plattenfirma den großen Moment mit einem schmucken Empfang in einem kleinen Theater, kredenzte Champagner und rosarote Eclairs. Ein krasser kulinarischer Gegensatz zur Wut, die aus Springsteens neuem Album schallt.

"Bad Banker gehören sofort in die Hölle geschickt"
Unverblümt klagt er die Finanzkrise an, die Haie der Wall Street und die soziale Ungerechtigkeit, vor der viele die Augen verschließen. "Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, die Distanz zwischen dem amerikanischen Traum und der Realität aufzuzeigen", erklärt der 62-Jährige dann höchstpersönlich seinen ewigen Antrieb. "Viele Lieder entstanden 2008, zu Beginn der gewaltigen Finanzkrise. Damals verloren in den USA viele Menschen ihre Häuser, darunter auch Freunde von mir. Was mich aufregte war: Niemand schien dafür verantwortlich zu sein. Es gab keinen Aufschrei der Empörung, keine Stimmen des Protestes, wie sie erst später durch die Occupy-Bewegung laut wurden."

Er singt von "Bad Bankers", von Räuberbaronen, die sofort in die Hölle geschickt gehören. "Sie haben uns unsere Werte und Ideale geraubt. Die Gier dieser Leute richtete sich gegen alles, wofür die amerikanische Idee steht." Mit zornigem Patriotismus kämpft er für sein Land und hält stolz die Flagge hoch. "Patriotismus und Bilder wie das der US-Flagge werden oft von der Rechten für sich beansprucht. Ich fordere sie zurück. Das habe ich auch in früheren Songs schon gemacht."

"Ich stehe lieber an der Seitenlinie des politischen Spielfelds"
Aktiv in die Politik eingreifen, wie damals, als er für John Kerry und Barack Obama die Wahlkampftrommel rührte, will Springsteen nicht mehr. "Die Bush-Regierung war so furchtbar, dass ich damals einfach etwas tun musste. Ich konnte nicht länger herumsitzen. Ich bedauere das keineswegs, aber ich stehe lieber an der Seitenlinie des politischen Spielfelds."

Bruce Springsteen war nie nur negativ, auch auf diesem Album sieht er mit hoffnungsvollem Glauben in die Zukunft. "Als Kind habe ich eine Art katholischer Gehirnwäsche durchgemacht. Und Sie wissen schon: einmal Katholik, immer Katholik", schmunzelt er selbst über die zahlreichen religiösen Untertöne in seinen Songs. "Wir haben damals direkt neben einer Kirche gewohnt. Ich sah jede Hochzeit, jede Beerdigung, jede Messe, immer wieder Priester und Nonnen, die kamen und gingen. Mit meinem Sex-Leben war das etwas schwer zu vereinbaren."

"Krone"-Konzert am 12. Juli im Happel-Station
Demnächst tauscht er das beschauliche Leben wieder gegen Rock 'n' Roll – ab März geht er auf Welttournee. Am 12. Juli holt ihn die "Krone" ins Happel-Stadion. Tickets: 01/960 96 999 und im "Krone"-Ticketshop (siehe Infobox). Das Album erscheint am 2. März.

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