Wegen Finanzaffäre

Erstmals spanischer Royal vor Gericht: “Bin unschuldig”

Adabei
25.02.2012 19:18
Unrühmliche Premiere in der Geschichte der spanischen Monarchie: Zum ersten Mal hat ein Angehöriger des Königshauses im Zuge eines Finanzskandals vor Gericht erscheinen müssen. Inaki Urdangarin, Schwiegersohn von König Juan Carlos, beteuerte am Samstag vor seiner Vernehmung durch einen Ermittlungsrichter in Palma de Mallorca seine Unschuld. Vor dem Gericht demonstrierten etwa 500 Menschen gegen Korruption und gegen die Monarchie (weitere Bilder).

"Ich bin gekommen, um die Wahrheit zu klären und meine Ehre wiederherzustellen", sagte der Ehemann von Königstochter Cristina (46) vor Journalisten. Der 44-jährige Ex-Handballstar steht im Verdacht, Millionensummen von Steuergeldern veruntreut zu haben. Er soll als Chef einer gemeinnützigen Stiftung staatliche Fördergelder kassiert und einen Teil davon auf private Konten abgezweigt sowie in Steuerparadiese ins Ausland geschafft haben. Die finanziellen Entscheidungen, die er getroffen habe, seien korrekt und transparent gewesen, sagte Urdangarin.

Bei seiner Vernehmung durch den Ermittlungsrichter Jose Castro wirkte der 44-Jährige ruhig und gefasst. Wie aus Justizkreisen verlautete, bestätigte er Informationen des Königshauses, wonach König Juan Carlos (74) ihn im Jahr 2006 aufgefordert hatte, die Geschäftstätigkeit aufzugeben.

Die nicht öffentliche Vernehmung des Herzogs von Palma zog sich über mehrere Stunden hin. Eine Entscheidung, ob Urdangarin eine Kaution hinterlegen oder sonstige Auflagen erfüllen muss, steht noch aus. Diese Entscheidung wird für die kommenden Tage erwartet.

Auf Sonderregelung verzichtet
Die Affäre ist Teil eines größeren Korruptionsskandals um den Ex-Regierungschef der Balearen, Jaume Matas. Die Vernehmung fand daher in Palma de Mallorca statt. Da am Wochenende die Justizbeamten nur einen Bereitschaftsdienst verrichteten, mussten Urdangarin und die anderen Beteiligten der Vernehmung das Gebäude durch einen Hintereingang betreten.

Der königliche Schwiegersohn hatte von dem Gericht die Genehmigung erhalten, mit dem Auto bis zum Eingang des Gebäudes vorzufahren. Normalerweise müssen Beschuldigte eine Strecke von gut 30 Metern zu Fuß zurücklegen. Urdangarin nahm die Sonderregelung jedoch überraschenderweise nicht in Anspruch. Er schritt zusammen mit seinem Anwalt an TV-Kameras und Fotografen vorbei. An einer Gruppe von Journalisten hielt er an und gab eine knappe Erklärung ab.

Der Finanzskandal hat das Ansehen des spanischen Königshauses angekratzt. Der Parteichef der Vereinten Linken, Cayo Lara, witzelte: "Urdangarin hat für eine Wiedereinführung der Republik mehr getan, als wir in den vergangenen Jahren erreichen konnten." Der Monarch war nach der Einleitung der Ermittlungen auf Distanz zu seinem Schwiegersohn gegangen und hatte ihn von allen offiziellen Terminen des Königshauses streichen lassen.

Die Infantin Cristina hatte ihren Mann nach Mallorca begleitet. Das Paar bezog sein Quartier im Marivent-Palast, in dem die königliche Familie üblicherweise ihre Sommerferien verbringt. Cristina hatte im Zusammenhang mit der Affäre im letzten Jahr erstmals nicht am traditionellen Weihnachtsessen der Familie teilgenommen (siehe Infobox).

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(Bild: kmm)



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