Gelobt Besserung

Apple will mehr für Arbeiter bei seinen Zulieferern tun

Elektronik
16.01.2012 09:20
Apple will künftig härter gegen Kinderarbeit und schlechte Arbeitsbedingungen bei seinen Zulieferern vorgehen. Nachdem Inspektionen im vergangenen Jahr erneut zahlreiche Verstöße offenbart hatten, trat Apple jetzt als erster Elektronikhersteller der Organisation Fair Labor Association bei, die für bessere Arbeitsbedingungen weltweit sorgen will. Zudem legte der iPhone- und iPad-Hersteller erstmals die Liste seiner 156 Zulieferer offen.

"Wir wollen die Maßstäbe für die gesamte Industrie höherschrauben", sagte Apple-Chef Tim Cook dem "Wall Street Journal". Mit einem Beitritt zur Fair Labor Association erklärt sich der Konzern bereit, in seiner gesamten Zuliefererkette für faire Beschäftigungsverhältnisse zu sorgen. Überprüft wird dies durch unabhängige Kontrollen der Organisation.

Wie aus dem jährlichen Bericht über die Arbeitsbedingungen bei seinen Partnern hervorgeht, hatte Apple 2011 die Zahl der Inspektionen bei Zulieferern um 80 Prozent auf 229 erhöht. In fünf Fabriken sei dabei die Beschäftigung Minderjähriger entdeckt worden. Schuld sei die schlechte Prüfung von Dokumenten gewesen, wie Apple betonte.

60-Stunden-Woche für viele Arbeiter Alltag
Die 229 Inspektionen bestätigen zugleich, dass Arbeitswochen von mehr als 60 Stunden in vielen Betrieben zum Alltag gehören. In 93 Fabriken sei diese Marke mindestens einmal in einem Dreimonatszeitraum überschritten worden. An 90 Standorten hätten Arbeiter mehr als sechs Tage in Folge arbeiten müssen. Mit einem Zulieferer, bei dem es wiederholt "unfreiwillige Arbeit" gab, sei die Geschäftsbeziehung beendet worden.

Explosion wegen Aluminium-Staub
Apple bestätigte in dem Bericht erstmals auch, dass die zwei Explosionen in chinesischen Werken im vergangenen Jahr, bei denen vier Menschen getötet und 77 verletzt wurden, auf die Arbeit mit Aluminium-Staub zurückzuführen sind. Das Gehäuse einiger Apple-Geräte wird aus einem Block Aluminium gefräst, dabei kommt Metall-Staub in die Luft, der unter Umständen explodieren kann. Apple betonte, nach den Explosionen seien die Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden.

Zahlreiche Mängel wurden auch beim Umweltschutz aufgedeckt. So habe fast jeder zweite geprüfte Betrieb gefährliche Chemikalien unsachgemäß behandelt, ein Viertel habe den Inhalt der abgeleiteten Luft nicht auf schädliche Substanzen geprüft.

"Wir sind klar führend in diesem Bereich"
Apple und andere Elektronikhersteller stehen schon lange wegen schlechter Arbeitsbedingungen in asiatischen Zuliefererwerken in der Kritik. Besonders große Aufmerksamkeit erregt hatte 2010 die Selbstmordserie von Arbeitern beim weltgrößten Elektronik-Produzenten Foxconn in China, der für die meisten großen Konzerne fertigt. Apple hob die Verbesserungen hervor: "Ich habe in meinem Leben viel Zeit in Fabriken verbracht, und wir sind klar führend in diesem Bereich", sagte Cook dem "Wall Street Journal". Er hatte vor der Berufung auf den Chefposten unter anderem die Produktionskette von Apple betreut.

Veröffentlichung der Zulieferer kam überraschend
Die Veröffentlichung der Namen von 156 Zulieferern kam überraschend, da Apple sie bisher stets wie ein Geheimnis behandelte. Die Liste selbst fiel wenig spektakulär aus: Neben vielen nur Spezialisten bekannten Firmen finden sich dort die meisten großen Namen der Elektronikbranche. Darunter sind - wie schon oft berichtet - der deutsche Chip-Spezialist Infineon und der südkoreanische Samsung-Konzern, mit dem Apple in einen erbitterten Patentstreit verwickelt ist. Ebenfalls zu Apples Zulieferern gehören unter anderem Sharp, Panasonic, TDK oder Western Digital.

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