Schimpansen-Studie

Menschenaffen laut Biologen auf dem Weg zur Sprache

Wissenschaft
29.12.2011 13:17
Schimpansen wissen um die Informationen anderer und warnen unwissende Gruppenmitglieder häufiger vor einer Gefahr als solche, die bereits alarmiert sind. Das haben deutsche Forscher am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig in Zusammenarbeit mit Experten der St. Andrews University in Großbritannien herausgefunden. Diese Fähigkeit könnte die Voraussetzung für die Entwicklung der Sprache beim Menschen gewesen sein.

Der Ausgangspunkt der Studie: Viele Tiere stoßen in Gegenwart von Raubtieren oder bei anderen Gefahren Alarmrufe aus. Dies geschieht häufiger bei Anwesenheit von verwandten oder befreundeten Tieren. Bisher gab es jedoch keine Belege dafür, dass Schimpansen dabei auch den Wissensstand anderer Gruppenmitglieder berücksichtigen.

Studien an Zootieren zu diesem Thema hatten bisher zu widersprüchlichen Resultaten geführt. Catherine Crockford, Roman Wittig und deren Kollegen beobachteten deshalb frei lebende Schimpansen im Budongo-Wald in Uganda. Sie konfrontierten die Tiere mit Attrappen gefährlicher Giftschlangen, zwei Gabunvipern und einer Nashornviper. "Diese gut getarnten Schlangen liegen oft wochenlang am selben Fleck. Es lohnt sich also, wenn der Schimpanse, der sie entdeckt, seine Gruppenmitglieder vor der Gefahr warnt", sagte Crockford, die an der University of St. Andrews forscht.

Schimpansen berücksichtigen Wissensstand
Die Forscher beobachteten das Verhalten von 33 verschiedenen Schimpansen, die jeweils eines von drei Schlangenmodellen gesehen hatten. Es zeigte sich, dass Alarmrufe häufiger dann ausgestoßen wurden, wenn der Rufer sich in der Gesellschaft von Gruppenmitgliedern befand, die die Schlange entweder selbst noch nicht gesehen oder frühere Warnrufe nicht gehört haben konnten.

"Schimpansen scheinen den Wissensstand anderer zu berücksichtigen und stoßen freiwillig einen Warnruf aus, um die anderen über eine Gefahr zu informieren, von der sie nichts wissen. Sie verstehen offenbar, dass sie etwas wissen, was ihr Gegenüber nicht weiß", erklärte Roman Wittig von dem Max-Planck-Institut. "Gruppenmitglieder, welche die Gefahr bereits kannten, wurden seltener informiert." Einigen Wissenschaftlern zufolge ist die Fähigkeit zum Bereitstellen von fehlenden Informationen an andere Gruppenmitglieder ein wichtiger Schritt während der Evolution von Sprache: Warum sollte man jemanden über etwas informieren, wenn man nicht vorher erkannt hat, dass derjenige diese Information benötigt?

Bisher war nicht klar, wann in der Evolution der Affenartigen (Hominoiden) oder der Menschenartigen (Hominiden) dieser wichtige Schritt gegangen wurde. Der gemeinsame Vorfahre von Mensch und Schimpanse könnte diesen Weg möglicherweise vor sechs Millionen Jahren beschritten haben, wie die aktuelle Studie zeigt.

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