Heesters gestorben

Trauer um “Jopie” – Beerdigung am Freitag in München

Adabei
25.12.2011 20:52
Trauer um Johannes Heesters: Kollegen und Wegbegleiter haben den am Heiligen Abend gestorbenen 108-jährigen Schauspieler, Sänger und Entertainer gewürdigt. "Charme, Eleganz und Leichtigkeit waren sein Markenzeichen", erklärte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer. Österreichs Kulturministerin Claudia Schmied bezeichnete Heesters als "Jahrhundertkünstler". Heesters soll am Freitag auf dem Münchner Nordfriedhof beigesetzt werden.

"Es wird eine große Trauerfeier", sagte der Inhaber des Starnberger Beerdigungsinstituts Zirngibl, Rudolf Zirngibl, am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa. Ein katholischer Pfarrer aus Heesters' Wohnort Starnberg werde die Predigt halten.

Der Grandseigneur der Operette war am Heiligen Abend im Alter von 108 Jahren im Klinikum Starnberg den Folgen eines schweren Schlaganfalls erlegen. Der gebürtige Niederländer hatte mit seiner 45 Jahre jüngeren Ehefrau Simone Rethel-Heesters bis zuletzt am Starnberger See gewohnt. Auf einem Pfosten am Gartenzaun vor dem Wohnhaus des Paares stand am Christtag eine erloschene Kerze mit einem roten Kreuz.

Gemischte Gefühle in den Niederlanden
Die Niederländer haben die Nachricht vom Tod ihres Landsmanns mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Einerseits wurde der Schauspieler als großer Künstler gewürdigt, doch zugleich - und erheblich stärker als in Deutschland - spielte Heesters umstrittenes Verhalten während der Nazi-Zeit in niederländischen Kommentaren eine Rolle.

Dabei wurde auf den umstrittenen Besuch des auch bei Nazi-Größen beliebten Operettenstars im Konzentrationslager Dachau im Jahr 1941 verwiesen. Der Künstler habe wohl "keine blasse Ahnung" gehabt, wie problematisch seine Auftritte in Deutschland in der Zeit des Zweiten Weltkriegs in seiner Heimat gesehen wurden, hieß es beim angesehenen Niederländischen Institut für Kriegsdokumentation. "Auch nach seinem Tod kann man das nicht anders als dumm nennen", sagte Sprecher David Barnouw.

Pieter Erkelens, der frühere Direktor des Theaters "De Flint" in Heesters Heimatstadt Amersfoort, sagte hingegen: "Es gibt nur wenige Niederländer, die international gesehen so viel Wertschätzung für ihr Werk erfahren haben." Und: "Wir müssen als Niederländer stolz sein auf so ein Toptalent." Wenn es um den Zweiten Weltkrieg gehe, seien Niederländer oft "päpstlicher als der Papst". Die Kompromisse, die Heesters damals eingegangen sei, "um weiterhin in Deutschland auftreten zu können, sind sehr begreiflich".

Letzter großer Auftritt vor zwei Monaten
Vor nicht einmal zwei Monaten hatte Heesters bei seinem letzten großen Auftritt zum 50-jährigen Bestehen der Komödie im Bayerischen Hof in München das Publikum begeistert. "Es war großartig, alle waren total beeindruckt", würdigte Intendantin Margit Bönisch am Sonntag Heesters. Noch in diesem Jahr hatte Heesters zudem in einem Kurzfilm die Rolle des Petrus übernommen, der Ende November in München Premiere hatte. Zuletzt stand die Verfilmung einer Tschechow-Erzählung in seinem Terminkalender.

"Ich hab mein Leben gelebt und bin zufrieden mit meiner Karriere, ich habe mich auch stets bemüht, den Weg meines Lebens gerade zu gehen, auch im Sturm der Zeit", sagte Heesters rückblickend. Seinen künstlerischen Nachlass hat er der Berliner Akademie der Künste vermacht.

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(Bild: kmm)



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