Raketen, Sprengstoff

Deutsche Waffen-Lieferung sorgt für Wirbel in Finnland

Ausland
22.12.2011 20:19
Eine in Finnland entdeckte Waffenlieferung sorgt derzeit für internationales Rätselraten: Finnische Behörden konfiszierten 69 "Patriot"-Raketen sowie über 150 Tonnen Sprengstoff. Entdeckt wurde die angeblich nachlässig gesicherte Ladung an Bord eines Frachters (Bild). Dieser war unter der Flagge der britischen Isle of Man mit ukrainischer Besatzung unterwegs, sein Eigentümer sitzt in Dänemark, zumindest die Raketen sind ein US-Fabrikat - und: Es handelt sich offenbar um eine deutsche Lieferung an Südkorea.

Der Waffentransport war bereits in der Vorwoche von Hafenbehörden in Kotka aufgedeckt und an Land gebracht worden. Die Ladung steht nun unter Bewachung der Armee. Der finnischen Innenministerin Ministerin Räsänen zufolge flog der Transport auf, weil der militärische Sprengstoff nicht - wie vorgeschrieben - in Sicherheitscontainern, sondern in Säcken zu je 25 Kilogramm verpackt war.

Große "Feuerwerkskörper"
Zudem seien die "Patriot"-Luftabwehrraketen als "Feuerwerkskörper" gekennzeichnet gewesen - was sich später allerdings als simpler Auslegungsfehler herausstellte. Die Raketen waren laut finnischer Polizei mit dem Wort "Rockets" gekennzeichnet, ein Hafenarbeiter hatte das mit "Feuerwerkskörper" übersetzt.

Die Kennzeichnung sei aber ohnehin nicht das Problem, hieß es am Donnerstagabend. Es fehle die Transitbewilligung. Die Polizei verhörte den vorerst festgenommenen Kapitän und den Steuermann des Schiffs. Gegen die beiden wird wegen mutmaßlichen Bruchs von Waffenexport- und Sicherheitsbestimmungen ermittelt. Der Rest der Besatzung wurde als Zeugen befragt.

"Was die Ausfuhr angeht, ordnungsgemäß"
Über Details der Ermittlungen und das weitere Schicksal der in den USA hergestellten Raketen werde man vorerst keine Auskunft geben, hieß es seitens der Polizei. Wenige Stunden zuvor hatte das Oldenburger Hauptzollamt mitgeteilt, dass das Schiff über eine deutsche Waffenexportgenehmigung für Südkorea verfüge. "Was die Ausfuhr angeht, ist es ordnungsgemäß gelaufen", betonte ein Sprecher.

Der Militärtransport sei vor dem Verlassen der deutschen Hoheitsgewässer auch zweimal kontrolliert worden. "Ausführer war das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung", erklärte der deutsche Behördensprecher.

Besatzung navigierte ohne Karten
Der Schifflotse Kaj Wikberg berichtete gegenüber dem finnischen Rundfunk, dass der Frachter vor etwa zwei Wochen bei schwerem Sturm im südwestfinnischen Schärengebiet akut um Lotsenhilfe gebeten habe. Laut Wikberg herrschte zu diesem Zeitpunkt eine kritische Wetterlage mit Böen von um die 34 Meter pro Sekunde und bis zu neun Meter hohen Wellen.

Die ukrainische Besatzung habe in den gefährlichen, flachen Küstengewässern ohne Kartenmaterial navigiert. "Die Lage war für alle an Bord extrem. Ich weiß nicht, was sie ohne mich gemacht hätten", sagte der Lotse. Er habe Fotos von über den ganzen Rumpf verstreut liegenden Säcken mit dem Sprengstoff gesehen. Inoffiziellen Berichten zufolge handelt es sich um das relativ zündungsträge, aber starke Sprengmittel Nitroguandin.

Eigentümer "überrascht"
Der Eigentümer des Schiffes zeigte sich über den Fund der Rüstungslieferung "überrascht". Der Geschäftsführer des dänischen Unternehmens Thorcos, Thomas Mikkelsen, sagte der finnischen Nachrichtenagentur STT, er habe selbst von dem Vorfall bisher nichts gewusst. Ein anderer Angestellter der Firma deutete an, dass die Raketen "irrtümlich" auf das Schiff geladen worden sein könnten.

Das von den USA entwickelte Waffensystem "Patriot" dient der Abwehr von Flugzeug- und Raketenangriffen. Die Flugkörper erreichen fast vierfache Schallgeschwindigkeit.

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