Historischer Moment
Lesben-Kuss beim US-Militär schreibt Geschichte
Es ist eine besondere Ehre für Navy-Angehörige, bei der Heimkehr in den Hafen als Erster von Bord gehen zu dürfen. Auch die Verlosung des "First Kiss" in einer Tombola hat lange Tradition bei der US-Marine. Doch auch wenn die Szene küssender Heimkehrer aus zahlreichen Hollywood-Filmen bekannt ist - solche Bilder, wie sie unter anderem auf CNN oder der Regionalzeitung "The Virginian Pilot" zu sehen sind, wären bis vor Kurzem undenkbar gewesen.
Kuss vor zahlreichen Schaulustigen
Die 23-jährige Unteroffizierin Marissa Gaeta kehrte am Mittwoch nach rund drei Monaten mit der "USS Oak Hill" aus Mittelamerika zurück und zog bei der Tombola das große Los. Im Hafen in Virginia Beach wartete aber nicht etwa Gaetas Ehemann oder Verlobter, sondern ihre 22-jährige Lebensgefährtin, Citlalic Snell, ebenfalls Unteroffizierin bei der Navy. Zahlreiche Schaulustige und ein kleines Kontingent von lokalen Fernsehteams und Fotografen wurden dann Zeugen des Kusses. Zufällig, wie sich herausstellen sollte, denn weder das Paar noch die Navy hatten den historischen Moment angekündigt.
Gaeta und Snell hatten sich als Mitbewohner während ihrer Ausbildung kennengelernt und waren seit zwei Jahren "unter schwierigen Bedingungen" zusammen, als noch die DADT-Regelung in Kraft war, sagte Gaeta gegenüber US-Medien. Der Bedeutung ihres Kusses sind sich die beiden Frauen bewusst: "Das wird uns viele Türen öffnen, nicht nur für unsere Beziehung, sondern auch für die anderen schwulen und lesbischen Beziehungen in der Armee", so Gaeta.
Navy: "Ganz normale Heimkehr"
Die Navy hingegen kann den Rummel um den Kuss nicht ganz verstehen: "Für uns ist es eine ganz normale Heimkehr", sagte eine Sprecherin gegenüber US-Medien. Auch David Bauer, der kommandierende Offizier der "USS Oak Hill", betonte, dass es sich bei dem "First Kiss" um ein "Nicht-Event" gehandelt habe. Er betonte aber zugleich, dass die Reaktionen der Mannschaft durchwegs positiv ausgefallen seien, als man erfahren habe, wer das Los für den traditionsreichen Kuss gezogen habe.
Die "Don't Ask Don't Tell"-Regelung war erst im September ausgelaufen. Seit 1993 hatte sie der Army verboten, nach der sexuellen Orientierung ihrer Mitglieder zu fragen. Umgekehrt durften Soldaten und Offiziere aber auch nicht sagen, dass sie Schwule, Lesben, Bisexuelle oder Transgender-Personen sind. Rund 14.000 waren aus den Streitkräften geflogen, weil sie sich deklariert hatten. Viele mussten lügen, um ihrem Traumjob nachzugehen. Jetzt dürfen betroffene Armeeangehörige sagen und auch zeigen, dass sie schwul sind, ohne Angst um ihren Job haben zu müssen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.